Das Mallorca-Tagebuch 2023
Am 15. September 2022 konnte unsere Pflanzenfreund-Botschafterin Scarlet Allenspach endlich den Kaufvertrag für ihr Grundstück «Son Selva» unterzeichnen. Seither macht sie das Land urbar. In unserem Blog berichtet sie regelmässig darüber, welchen Herausforderungen sie gegenübersteht – und welche Lösungen sie findet.
Auf Mallorca ist es trocken. Bei uns an der Ostküste können wir mit gerade mal 60 Regentagen pro Jahr rechnen. Wenn es einmal regnet, ist jeder Tropfen kostbar und wir möchten keinen davon verschwenden. Da die Erde sehr trocken ist und sich die Vegetation im Sommer grösstenteils unter die Erde zurückzieht, fliesst bei starken Regenschauern das Wasser wie auf einer Rutschbahn direkt ins Meer. Deswegen haben wir nach Lösungen gesucht, wie wir das Wasser länger speichern können - und haben sie durch Swales und Steinlinien umgesetzt.
Das Jahr 2023 verzeichnete pralle Erlebnisse auf Scarlet Allenspachs Permakulturhof Son Selva auf Mallorca. In ihrem Jahresrückblick gibt sie Einblick in die kleinen Heldentaten und grossen Herausforderungen, denen sie sich von Januar bis Dezember des letzten Jahres mit viel Muskelkraft und Engagement gestellt hat. Von der Tröpfchenbewässerung über ein Kompost-WC bis hin zu selbst aufbereiteter Pflanzenkohle, Grossartiges ist dabei entstanden. Was genau? Seht selbst!
Im November zog es mich an die schöne Nordküste der Insel. Denn hier darf ich meinen ersten Bepflanzungs-auftrag für einen Kunden umsetzen. Ich freue mich auf diese neue Herausforderung, vor allem weil hier der Boden und die Vegetation ganz anders sind als auf meinem eigenen Grundstück. Durch Bepflanzungs-aufträge wie diesen möchte ich noch mehr zur nachhaltigen Begrünung der Insel beitragen und gleichzeitig die Prinzipien der Permakultur verbreiten. Die Nachfrage danach ist gross und das Potenzial riesig.
Im Oktober wird es langsam wieder ruhiger hier auf Mallorca. Die Touristen packen ihre Badesachen zusammen und überlassen die Insel den Einheimischen und Zugezogenen wie mir. Bei uns auf Son Selva beginnt damit aber wieder die arbeitsreichste Zeit: Denn nun sind die Temperaturen endlich wieder angenehm, um draussen zu arbeiten.
«Ich bin immer noch überrascht, wann hier was angesät wird, widerspricht es doch gänzlich dem Schweizer Gartenkalender», erzählt Scarlet Allenspach. Vom Lohn der Johannisbroternte hat sie Saatgut für den Winter gekauft, das als Gründüngung zwischen den Bäumen angesät wurde.
Scarlet Allenspach konnte in ihrem ersten Waldgarten-Sommer schon verschiedene Früchte ernten. Die Durchführung eines Workshops zum Bau einer Kompost-Toilette gab ihr einen Eindruck davon, wie ihr Leben als Kursleiterin künftig aussehen könnte. Erfüllend, denn ihre Liste an Ideen ist lang!
Off-grid, sprich netzunabhängig, ein Projekt aufzubauen, ist nicht einfach. Als wir damit anfingen, dieses Stück Land für die Bepflanzung vorzubereiten, hatten wir weder Strom noch Wasser, ja nicht einmal einen Tisch oder Stühle für eine Mittagspause!
Im Mai konnte Scarlet Allenspach leider nur für kurze Zeit auf Mallorca reisen, um zu schauen, ob es den frisch gepflanzten Bäumen auch gut geht und die Bewässerungsanlage ihre Arbeit macht.
Eigentlich sollten die Jungbäume schon längst im Boden sein, doch wie so häufig dauerte alles etwas länger als geplant. Kein Wunder, wenn der Boden so felsig und nicht sicher ist, ob der Kompost rechtzeitig geliefert werden wird.
Scarlet Allenspach hatte selber fast nicht mehr daran geglaubt, es noch rechtzeitig zu schaffen. Schliesslich war es schon etwas spät, um die jungen Bäume noch vor der grossen Hitze in den Boden zu bekommen.
Im Februar tat sich so einiges hier bei uns auf Son Selva. Das lag vor allem daran, dass ich Hilfe hatte. Mehrere Freunde aus der Schweiz kamen, um mich tatkräftig zu unterstützen und dabei dem Grau unserer Heimat zu entfliehen. Das freut mich natürlich immer sehr, vor allem, wenn diese Freunde praktischerweise neben viel Motivation auch ihr Know-How mitbringen.
Viele Arbeitsschritte dauern im Moment länger als Scarlet Allenspach das gerne hätte. Und das liegt nicht nur an der spanischen Gelassenheit, sondern vielmehr daran, dass ihr einfach noch vieles spanisch vorkommt.
Scarlets mediterrane Pflanzenwelt
Im Jahr 2022 porträtierte Scarlet regelmässig eine mediterrane Pflanze für uns und schickte uns einen Auszug aus ihrem «Son Selva»-Tagebuch.
Selbstverständlich darf im San-Selva-Waldgarten ein Gemüsegarten nicht fehlen. Nach reiflicher Überlegung haben wir uns für ein 100 m² grosses Areal entschieden, das gegen Süden von einer Steinmauer geschützt ist.
Um die überwucherte Fläche in einen funktionierenden Gemüsegarten zu verwandeln, haben wir die No-Dig-Methode angewendet. Dabei wird der Boden weder gepflügt noch umgegraben, sodass seine Struktur und die darin lebenden Mikroorganismen nicht gestört werden.
Wie der San Selva-Gemüsegarten entstanden ist und was die Vorteile dieser No-Dig-Methode sind, die ohne den Einsatz grösserer Maschinen zu einer besseren Ernte führt, erfahrt Ihr im Video.