Das Mallorca-Tagebuch
Am 15. September 2022 konnte unsere Pflanzenfreund-Botschafterin Scarlet Allenspach endlich den Kaufvertrag für ihr Grundstück «Son Selva» unterzeichnen. Seither macht sie das Land urbar. In unserem Blog berichtet sie regelmässig darüber, welchen Herausforderungen sie gegenübersteht – und welche Lösungen sie findet.
Erfolge und Misserfolge prägten die vergangenen zwei Jahre im Waldgarten Son Selva. Denn es fehlte an allem: Wasser, Strom, Werkzeug und einem geschützten Ort für uns und unsere Sachen. Wie zu erwarten, haben nach zwei Jahren nicht alle Pflanzen überlebt. Welche das waren und welche Massnahmen ich ergriffen habe, um ihnen trotz südlicher Hitze die bestmöglichen Wachstumsbedingungen zu geben – das erfährst du im Video.
Nach langer Vorbereitung sind letzten Monat endlich zwei Schweine im Waldgarten Son Selva eingezogen. Es sind zwei Ferkel der mallorquinischen Rasse «porc negre». In der Permakultur spielen Tiere eine wesentliche Rolle für das Gleichgewicht und die Nachhaltigkeit des Systems. Durch ihre Integration werden natürliche Kreisläufe verstärkt, die Farm wird resilienter und produktiver. Doch das Ganze ist einfacher gesagt als getan … Die zwei frechen Damen halten uns ganz schön auf Trab!
Dieses Jahr habe ich mich an einen neuen Bereich der Selbstversorgung herangewagt: das Imkern. Zum Glück habe ich einen Profi an meiner Seite, der mich ins Imkern einführt und mein Bienenvolk regelmässig kontrolliert. Durch ihn habe ich auch etwas über die Unterschiede im mediterranen Raum erfahren. Das Leben einer Biene auf Mallorca ist nämlich komplett anders als das einer Schweizer Biene.
Langsam zieht auch das tierische Leben im Son-Selva-Waldgarten ein. Aktueller Stand: drei Enten und eine Hühnerfamilie. Tiere spielen in der Permakultur eine wichtige Rolle, da wir uns einerseits von ihnen ernähren können und sie uns andererseits gewisse Arbeiten erleichtern. Dass ich einmal mein Herz an ein Küken verlieren und mich als Enten-Fan outen würde, hätte ich mir bis vor Kurzem nicht vorstellen können. Aber genau das ist passiert.
Im Mai wurden auf Mallorca alle Schafe geschert. Auf diesen Moment habe ich lange gewartet, denn Wolle hat viele Einsatzmöglichkeiten im Garten: Es ist ein wertvolles Mulchmaterial und schützt Pflanzen wie ein Mantel im Sommer vor der Hitze und anderenorts im Winter vor dem Frost. Sie enthält wertvolle Nährstoffe wie Stickstoff, Kalium und Phosphor und speichert Wasser. Für mein Experiment stand mir die Wolle von 40 Schafen zur Verfügung.
Selbstverständlich darf im Son-Selva-Waldgarten ein Gemüsegarten nicht fehlen. Nach reiflicher Überlegung haben wir uns für ein 100 m² grosses Areal entschieden, das gegen Süden von einer Steinmauer geschützt ist.
Um die überwucherte Fläche in einen funktionierenden Gemüsegarten zu verwandeln, haben wir die No-Dig-Methode angewendet. Dabei wird der Boden weder gepflügt noch umgegraben, sodass seine Struktur und die darin lebenden Mikroorganismen nicht gestört werden.
Wie der Son-Selva-Gemüsegarten entstanden ist und was die Vorteile dieser No-Dig-Methode sind, die ohne den Einsatz grösserer Maschinen zu einer besseren Ernte führt, erfahrt Ihr im Video.
Auf Mallorca ist es trocken. Bei uns an der Ostküste können wir mit gerade mal 60 Regentagen pro Jahr rechnen. Wenn es einmal regnet, ist jeder Tropfen kostbar und wir möchten keinen davon verschwenden. Da die Erde sehr trocken ist und sich die Vegetation im Sommer grösstenteils unter die Erde zurückzieht, fliesst bei starken Regenschauern das Wasser wie auf einer Rutschbahn direkt ins Meer. Deswegen haben wir nach Lösungen gesucht, wie wir das Wasser länger speichern können - und haben sie durch Swales und Steinlinien umgesetzt.
Das Jahr 2023 verzeichnete pralle Erlebnisse auf Scarlet Allenspachs Permakulturhof Son Selva auf Mallorca. In ihrem Jahresrückblick gibt sie Einblick in die kleinen Heldentaten und grossen Herausforderungen, denen sie sich von Januar bis Dezember des letzten Jahres mit viel Muskelkraft und Engagement gestellt hat. Von der Tröpfchenbewässerung über ein Kompost-WC bis hin zu selbst aufbereiteter Pflanzenkohle, Grossartiges ist dabei entstanden. Was genau? Seht selbst!
Im November zog es mich an die schöne Nordküste der Insel. Denn hier darf ich meinen ersten Bepflanzungs-auftrag für einen Kunden umsetzen. Ich freue mich auf diese neue Herausforderung, vor allem weil hier der Boden und die Vegetation ganz anders sind als auf meinem eigenen Grundstück. Durch Bepflanzungs-aufträge wie diesen möchte ich noch mehr zur nachhaltigen Begrünung der Insel beitragen und gleichzeitig die Prinzipien der Permakultur verbreiten. Die Nachfrage danach ist gross und das Potenzial riesig.
Im Oktober wird es langsam wieder ruhiger hier auf Mallorca. Die Touristen packen ihre Badesachen zusammen und überlassen die Insel den Einheimischen und Zugezogenen wie mir. Bei uns auf Son Selva beginnt damit aber wieder die arbeitsreichste Zeit: Denn nun sind die Temperaturen endlich wieder angenehm, um draussen zu arbeiten.
«Ich bin immer noch überrascht, wann hier was angesät wird, widerspricht es doch gänzlich dem Schweizer Gartenkalender», erzählt Scarlet Allenspach. Vom Lohn der Johannisbroternte hat sie Saatgut für den Winter gekauft, das als Gründüngung zwischen den Bäumen angesät wurde.
Scarlet Allenspach konnte in ihrem ersten Waldgarten-Sommer schon verschiedene Früchte ernten. Die Durchführung eines Workshops zum Bau einer Kompost-Toilette gab ihr einen Eindruck davon, wie ihr Leben als Kursleiterin künftig aussehen könnte. Erfüllend, denn ihre Liste an Ideen ist lang!
Off-grid, sprich netzunabhängig, ein Projekt aufzubauen, ist nicht einfach. Als wir damit anfingen, dieses Stück Land für die Bepflanzung vorzubereiten, hatten wir weder Strom noch Wasser, ja nicht einmal einen Tisch oder Stühle für eine Mittagspause!
Im Mai konnte Scarlet Allenspach leider nur für kurze Zeit auf Mallorca reisen, um zu schauen, ob es den frisch gepflanzten Bäumen auch gut geht und die Bewässerungsanlage ihre Arbeit macht.
Eigentlich sollten die Jungbäume schon längst im Boden sein, doch wie so häufig dauerte alles etwas länger als geplant. Kein Wunder, wenn der Boden so felsig und nicht sicher ist, ob der Kompost rechtzeitig geliefert werden wird.
Scarlet Allenspach hatte selber fast nicht mehr daran geglaubt, es noch rechtzeitig zu schaffen. Schliesslich war es schon etwas spät, um die jungen Bäume noch vor der grossen Hitze in den Boden zu bekommen.
Im Februar tat sich so einiges hier bei uns auf Son Selva. Das lag vor allem daran, dass ich Hilfe hatte. Mehrere Freunde aus der Schweiz kamen, um mich tatkräftig zu unterstützen und dabei dem Grau unserer Heimat zu entfliehen. Das freut mich natürlich immer sehr, vor allem, wenn diese Freunde praktischerweise neben viel Motivation auch ihr Know-How mitbringen.
Viele Arbeitsschritte dauern im Moment länger als Scarlet Allenspach das gerne hätte. Und das liegt nicht nur an der spanischen Gelassenheit, sondern vielmehr daran, dass ihr einfach noch vieles spanisch vorkommt.
Scarlets mediterrane Pflanzenwelt
Im Jahr 2022 porträtierte Scarlet regelmässig eine mediterrane Pflanze für uns und schickte uns einen Auszug aus ihrem «Son Selva»-Tagebuch.
Wie ihr bestimmt alle wisst, hat es in Spanien letzten Monat ziemlich stark geregnet. Da die Erde im Sommer komplett austrocknet, hat sie bei einem Platzregen kaum Zeit, das ganze Wasser aufzunehmen, und es fliesst wie auf einer Rutschbahn ab. Als Landbesitzerin übernehme ich auf meiner Parzelle die Verantwortung dafür, dies möglichst zu verhindern. Welche Massnahmen ich dafür ergriffen habe, erfahrt Ihr im Video.