Son Selva im Oktober 2024
Zwei Jahre mallorquinischer Waldgarten – eine Bilanz
Text, Bilder und Video: Scarlet Allenspach
Vor zwei Jahren konnte ich nach langem Warten endlich den Kaufvertrag für mein Stück Paradies unterzeichnen und mit der Arbeit auf dem Land beginnen. Eines meiner Ziele war es, einen Waldgarten nach der Theorie der syntropischen Landwirtschaft aufzubauen. Doch bevor ich damit anfangen konnte, bedurfte es einiger Vorbereitungen.
Denn es fehlte an allem: Wasser, Strom, Werkzeug und einem geschützten Ort für uns und unsere Sachen. Doch allem voran fehlte es an einer Zufahrtsstrasse durch das Grundstück. In den ersten Wochen waren wir also nur damit beschäftigt, Wege, Pfade und Strässchen zu roden, damit Wasser und Kompost geliefert werden konnte und wir ohne Kratzer von A nach B kommen.
Nach und nach erarbeiteten wir uns die elementaren Dinge, die für die meisten so selbstverständlich zur Verfügung stehen: Ich kaufte einen grossen Wassertank, legte Leitungen, installierte eine Fotovoltaikanlage, kaufte Werkzeug und baute ein kleines «Basecamp» für mich und meine zahlreichen HelferInnen auf. Schau dir gerne die vergangenen Videos an, um einen Blick zurückzuwerfen!
Der beste Moment, einen Baum zu pflanzen: Wenn du dazu kommst
Im März 2022 war es dann endlich so weit und wir konnten die ersten Bäume pflanzen. Dafür wurde für jeden Baum ein etwa 50 cm tiefes Loch in den Sandstein gegraben und mit Pflanzenkohle, Kompost und Mist gefüllt. Im ersten Jahr haben wir circa 30 Obstbäume gepflanzt. Eine bunte Mischung von A wie Avocado- bis Z wie Zitronenbaum, die jeweils zwischen den alten Mandelbäumen wachsen dürfen. Bei der Positionierung habe ich darauf geachtet, dass zwischen den hochwachsenden Bäumen genügend Abstand bleibt und jeder Baum seine Fläche optimal ausfüllen kann.
Weil wir etwas spät dran waren mit der Erstbepflanzung, kamen die restlichen fünf Schichten eines Waldgartens erst nach und nach dazu. Rosmarin, Thymian und Lavendel bedecken den Boden, Luffa und Passionsfrüchte wachsen an den toten Mandelbäumen hoch, Vetiver- und Zitronengras bilden eine (noch sehr unregelmässige) Hecke und Büsche wie Mönchspfeffer und Sanddorn kamen in die Reihen zwischen die Bäume. So entstanden vier syntropische Baumreihen; zwei weitere kamen im zweiten Jahr dazu.
Erfolg und zweiter Versuch
Wie zu erwarten, haben nach zwei Jahren nicht alle Pflanzen überlebt. Dafür gibt es viele Gründe: Einerseits war ich bis vor Kurzem nicht immer vor Ort und konnte die Bäume nicht regelmässig kontrollieren. Die Sommer hier sind extrem heiss und unsere Tröpfchenbewässerung funktioniert ohne Wasserdruck nicht ganz gleichmässig. Den Bäumen, die bevorzugt im Halbschatten oder windgeschützt stehen, konnte ich leider nicht viel bieten und hätte vielleicht warten sollen, bis die stärkeren Bäume bereits angewachsen sind. Aber ich werde leider auch nicht jünger und wollte es trotzdem versuchen. Dazu kommt, dass mir in diesem Klima schlicht die Erfahrung fehlt und ich alle Baumarten zum ersten Mal gepflanzt habe. Ich habe also ganz bewusst ein Experiment gewagt und bin nicht auf Nummer sicher gegangen. Von insgesamt 50 Bäumen und etwa 40 verschiedenen Arten sind acht gestorben. Ich bin mit dieser Bilanz eigentlich ganz zufrieden. Für alle, die es mir nachmachen und ebenfalls einen mediterranen Waldgarten anpflanzen wollen, hier also meine grössten Erfolge und Misserfolge:
Bäume, die besonders gut gewachsen sind und teils Früchte tragen
Guava, Zitrone, Pappel, Moringa, Peruanischer Pfefferbaum, Granatapfel, Erdbeerbaum, Feige und Johannisbrotbaum
Diese haben den zweiten Sommer leider nicht überlebt
Avocado (var. Hass & Bacon), Apfel, Stein- und Korkeiche, Kaki, Litchi und Kiwi
Dass die heimischen Pflanzen wie beispielsweise der Erdbeerbaum hier einen Vorteil haben, ist nicht überraschend, doch nicht alle heimischen Arten wachsen bei mir gut und nicht alle, die gut wachsen, sind heimisch. Daher bin ich froh, habe ich mich auch an einige exotische Bäume herangewagt. Nun, da es wieder etwas kühler ist und es endlich wieder Regen gibt, werde ich einen zweiten Versuch starten und die Bäume, die gestorben sind, erneut pflanzen. Mit den gesammelten Erfahrungen der letzten beiden Jahre sollte es dieses Mal besser klappen. Auf unserer Website kannst du nachschauen, wo welcher Baum wächst und was wir sonst noch alles angepflanzt haben: www.sonselva.com/trees. Alle Bäume wurden von einem Baumpaten oder einer Baumpatin gesponsert, der die Kosten für Wasser, Dünger und die Pflege der Bäume trägt.
Und was nun?
Nun heisst es warten und beobachten. Trotz der vielen Sonnenstunden wachsen die Bäume hier recht langsam. In den Sommermonaten machen sie eine Wachstumspause und treiben erst im September neu aus. Die geringe Humusschicht ist bald aufgebraucht und die Wurzeln müssen sich nun ihren Weg durch den Sandstein kämpfen. Da wir in Meeresnähe sind, müssen sie im Winter zudem mit starken Winden und Salzluft klarkommen. Ich unterstütze sie so gut ich kann mit biologischen Mitteln, Dünger und Mulch und arbeite stetig am Humusaufbau. Mit der ersten Ernte rechne ich in drei bis fünf Jahren. Ob meine Gartenplanung aufgeht, werde ich dann gerne mit euch teilen!