Son Selva im April 2024

No-Dig-Gardening im Gemüsegarten

Text, Bilder und Video: Scarlet Allenspach

 
 

Bisher habe ich mich vor allem dem Aufbau unseres Waldgartens gewidmet, doch selbstverständlich darf auf Son Selva auch kein Gemüsegarten fehlen. Lange habe ich überlegt, wo der beste Ort dafür ist. Auf meinem 20 000 m² grossen Grundstück gäbe es verschiedene Optionen. Mich an die Zonierungsregeln der Permakultur haltend, sollte der Gemüsegarten nicht zu weit von unserer Zone 1 (dort, wo wir uns täglich aufhalten) entfernt sein. Das Areal sollte flach sein und nicht allzu felsig. Schlussendlich habe ich mich für eine knapp 100 m² Fläche entschieden, die gegen Süden von einer Steinmauer geschützt ist. Diese Mauer fängt zudem das wenige Regenwasser auf, welches wir hier kriegen.

 

Gegen Süden ist der neue Gemüsegarten durch eine Steinmauer geschützt.

 

No-Dig-Gardening

Für die Instandsetzung unseres Gemüsegartens habe ich mich für die No-Dig-Methode entschieden. Die habe ich bereits in der Schweiz eingesetzt, jedoch macht sie meiner Meinung nach nirgends mehr Sinn als hier auf mediterranem Boden. 

Der No-Dig-Gartenbau basiert auf dem Prinzip, den Boden nicht zu pflügen oder umzugraben, um seine Struktur und die darin lebenden Mikroorganismen nicht zu stören. Stattdessen wird der Gartenboden mit einer Schicht organischer Materialien auf der Oberfläche aufgebaut. Diese Methode bietet mehrere Vorteile, darunter eine verbesserte Bodenstruktur, reduzierte Erosion, erhöhte Wasserspeicherung. Das alles führt zu einer besseren Ernte, ohne den Einsatz grösserer Maschinen.

 

Wer nach der No-Dig-Methode gärtnert, gräbt den Gartenboden weder um noch pflügt ihn.

 

Hauptprinzipien des No-Dig-Gartenbaus

  1. Minimale Bodenstörung: Der Boden wird nicht umgegraben oder gepflügt, um seine natürliche Struktur und das Bodenleben zu erhalten.

  2. Schichtung: Organische Materialien wie Kompost, Mulch, Stroh, Laub oder Grasschnitt werden auf der Bodenoberfläche aufgetragen. Diese Schichten zersetzen sich im Laufe der Zeit und verbessern die Bodenfruchtbarkeit und -struktur.

  3. Unkrautbekämpfung: Unkraut wird durch das Auftragen von organischen Mulchschichten unterdrückt. Alternativ kann man auch Karton oder Zeitungspapier als Unkrautbarriere verwenden.

  4. Feuchtigkeitsspeicherung: Die organischen Materialien wirken als natürlicher Mulch, der hilft, Feuchtigkeit im Boden zu speichern und das Wachstum von Unkraut zu reduzieren.

  5. Bodenleben fördern: Durch die Vermeidung von Bodenstörungen werden die Aktivität und die Vielfalt der nützlichen Bodenorganismen wie Regenwürmer und Mikroorganismen gefördert.

 

Basische Erde

Vor zwei Jahren, als das Grundstück noch nicht einmal mir gehörte, habe ich eine erste Bodenanalyse machen lassen. Die Resultate waren schockierend! Die Erde hier hat einen pH-Wert von 8,13! Für alle, die im Chemieunterricht nicht in der vordersten Reihe sassen: Das ist mega hoch, also extrem basisch. Der durchschnittliche pH-Wert der Erde in der Schweiz liegt meistens im neutralen bis leicht sauren Bereich, also zwischen 6,0 und 7,5. Der pH-Wert hat einen grossen Einfluss auf die Vegetation. Ein hoher pH-Wert kann die Aktivität und Vielfalt nützlicher Bodenmikroorganismen reduzieren, die für den Abbau von organischem Material und die Bereitstellung von Nährstoffen für Pflanzen wichtig sind. Daher ist es enorm wichtig, dass wir hier möglichst rasch möglichst viel Humus aufbauen bzw. anfänglich hinzukaufen.

 

Vergleich bestehendes, sehr basisches Erdreich (rechte Hand) und Kompost (linke Hand)

 

Aufbau des Gemüsegartens

Als erstes haben wir die gesamte Fläche oberflächlich von den grossen Steinen befreit und einen wilden Olivenbaum so gestutzt, dass er uns und unserer Bepflanzung Schatten spendet. Anschliessend haben wir den Boden mit Karton belegt. Dies hat zur Folge, dass dem darunterliegenden Unkraut das Licht entzogen wird und somit weniger davon wächst. Den Karton haben wir nass gespritzt, damit die vorhandenen Würmer und ihre Freunde mit dem Abbauprozess beginnen können und an die Oberfläche kommen. Danach haben wir eine dicke Schicht Kompost darauf verteilt. Unser Gemüse wird dann direkt in den Kompost gepflanzt und ihre Wurzeln arbeiten sich langsam durch den Karton nach unten.

 

Flächig verlegter Karton hält die Feuchtigkeit im Boden und sorgt dafür, dass weniger Unkraut wächst.

 

Die vielen Steine haben wir als Wege angelegt, wobei das Ganze noch nicht wirklich angenehm begehbar ist … momentan fühlt es sich eher an, als würde man über Eisenbahnschotter gehen. Ich hoffe, dass sich die Steine mit der Zeit etwas absenken und eine Art Pflaster bilden.

 

Gefühlt waren es Tonnen von Steinen, die wir von A nach B bewegt haben!

 

Um unser Gemüse vor den vielen Hasen (und bald auch vor unseren eigenen Hühnern) zu schützen, haben wir rundherum noch einen Zaun aufgestellt. Dann musste ich leider zurück in die Schweiz und die Verantwortung über meine frisch gesäten Setzlinge meinem Nachbarn überlassen. Dank seinen Fotos weiss ich, dass die ersten Pflanzen ihren Weg ins Beet gefunden haben, und ich freue mich ungemein, den fertigen Garten bald mit eigenen Augen sehen zu dürfen! Denn in einer Woche steht mir ein grosser Schritt bevor: Ich wandere aus!

 

Einen der Punkte auf meiner 2024-To-Do-Liste kann ich abhaken: Den nach Permakulturregeln gestalteten Gemüsegarten.

 
 
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