Der Erdbeerbaum
– ein Grundstein für meinen Waldgarten
Text: Scarlet Allenspach
Vor ein paar Wochen habe ich einen Ausflug an die Westküste Mallorcas gemacht. Die Westküste unterscheidet sich markant von der Ostküste, wo sich mein Stück Land befindet. Sie ist viel steiler und durch den Tramuntana-Gebirgszug von der restlichen Insel getrennt. Das führt zu einem ganz anderen Klima und einer etwas anderen Vegetation.
Die reifen, leuchtend orange-roten Früchte waren kaum zu übersehen und nach einer kurzen Recherche wagte ich mich die erste Baumerdbeere zu probieren. Sie erinnern vom Geschmack und von der Konsistenz her an Aprikose. Das Fruchtfleisch ist weich, sehr süss und die rauhe Haut etwas gewöhnungsbedürftig. Für unsere Wanderung war es der perfekte Snack!
Der westliche Erdbeerbaum (Arbutus unedo) ist ein immergrüner Strauch oder Baum mit einer Wuchshöhe von 3 bis 5 Metern. Er blüht von Oktober bis Dezember und trägt auch zur gleichen Zeit seine Früchte, die eigentlich überhaupt nicht wie Erdbeeren aussehen.
Er kommt in immergrünen Wäldern der Region um das Mittelmeer vor, daneben aber auch an der Atlantikküste bis nach Irland. Der Madroño wird jedoch wegen der kurzen Haltbarkeit der Früchte nur selten kultiviert. Die Früchte können roh gegessen oder zu Konfitüre verarbeitet werden. In Portugal werden die Früchte zu einem für die Region typischen klaren Schnaps namens Medronho destilliert.
Im Sinne der Permakultur hat der Erdbeerbaum viele Verwendungszwecke: Als Pionierpflanze, die auch auf kargen Böden gut wächst, kann sie in einer Vielzahl von Situationen eingesetzt werden und bei der Wiederherstellung degradierter Ökosysteme und bei der Aufforstung von Mittelmeerwäldern helfen. Die Blüten sind eine wichtige Nektar- und Pollenquelle für Bienen, während die Früchte Nahrung für die Vögel sind. Für mich sind jedoch drei andere Eigenschaften des Baumes für mein Waldgarten-Projekt von Interesse. Der Arbutus unedo ist …
salztolerant
feuerresistent
und verträgt einen hohen PH-Wert (dazu dann mehr im nächsten Monat).
Für mich ist also eines bereits klar: Der Erdbeerbaum wird eine der ersten Pflanzen sein, die ihren Weg auf mein Grundstück finden und somit den Grundstein für den Waldgarten legen.
Eine Genuss-Wanderung
Unsere Wanderung führte von dem malerischen Ort Banyalbufar nach Port des Canonge, ca. 9 km der Küste entlang und wieder zurück. Im September 2020 gab es rund um Banyalbufar ein mächtiges Unwetter, bei dem zahlreiche Gebäude beschädigt und Bäume zerstört wurden. Danach wurde die Region zum Katastrophengebiet erklärt. Noch heute sind die Folgen des Sturmes deutlich zu sehen. Wo einst ein dichter Pinienwald war, sieht man heute das Meer. Doch in der Natur bedeutet Zerstörung auch immer, dass Platz für neues entsteht. Die fehlenden Baumkronen der Pinien erlaubten es anderen Pflanzen mehr Licht und Platz einzunehmen. Mir sind zum ersten Mal die Steineichen und Erdbeerbäume aufgefallen, die nun von den Auswirkungen des Sturms profitieren und sich im Wald vermehrt durchsetzen.
Die Wanderung führt zu einem kleinen Kiesstrand und danach in das Fischerdorf Port des Canonge. Laut meinem Wanderführer ist es die Route mit der kleinsten Steigung an der Westküste und kann so auch bequemen Wander*innen empfohlen werden.
Neues aus Scarlets Mallorca-Tagebuch
«Der November war mein letzter Monat im 2021, den ich auf der Insel verbrachte. Danach ging es zurück in die Schweiz, um das Weihnachtsgeschäft von Urbanroots zu unterstützen. Ich nutzte also jeden Tag, um möglichst alles für das nächste Jahr vorzubereiten. Das Wetter war aussergewöhnlich schlecht, wir hatten sogar einen Medicane (mediterraner Hurricane) und damit viel Wind und Regen. Nachdem ich letzten Monat 5 verschiedene Architekten kontaktiert hatte, habe ich mich nun für die Zusammenarbeit mit einem Büro aus Inca entschieden. Ich bin sehr froh, jemanden gefunden zu haben, der sich auch für nachhaltige Architektur begeistert und schon Erfahrungen in diesem Bereich mitbringt. Der Vermieter meiner neuen Wohnung in Portocolom ist zu einem Freund geworden, der sich viel Zeit nimmt, mir die mallorquinische Kultur näher zu bringen und meine Spanischkenntnisse testet. Er hat mir Stecklinge von seinem Garten geschenkt, die ich kurz vor meiner Rückreise in die Schweiz eingesetzt habe. Mir und den neuen Pflanzen kommt der viele Regen also gerade entgegen. Die ersten Pflanzen auf Son Selva sind: Granatapfel, Meerfenchel, Aloe Vera, Feigenkaktus und Kapern (sofern sie meine Abwesenheit überleben).»
Scarlet Allenspach, Portocolom, im November 2021