Die Kaktusfeige

– essbar, süss und anspruchslos

 

Text & Fotos: Scarlet Allenspach

 
 

Ein essbarer Kaktus klingt doch schon fast zu gut um wahr zu sein! Seit ich die süssen Früchte von Opuntia ficus-indica probiert habe, bin ich grosser Fan von dieser Pflanze. Sie wächst in Südamerika, Australien und im Mittelmeerraum wild, wird aber auch industriell angebaut. Hauptproduzent ist mit jährlich 300’000 Tonnen Mexico. Dort werden auch die jungen Triebe gekocht gegessen, man nennt sie dann Nopales. Natürlich habe ich auch gleich Nopales probiert, wohl aber noch nicht das passende Rezept gefunden. Zumindest wollen mir die schleimigen Dinger noch nicht so richtig schmecken ...

 

Die Früchte hingegen sind sehr süss, erinnern ein wenig an Melone und können, ähnlich wie Kiwis, einfach ausgelöffelt werden. So bleibt einem den Kontakt mit den Stacheln erspart. Für die Ernte und die Verarbeitung lohnt es sich, Handschuhe anzuziehen.

Die Kaktusfeige besteht zu 85% aus Wasser und ist somit gerade in trockenen Gebieten eine wichtige Nahrungs- und Wasserquelle für Tiere und Menschen.

Die dicken «Blätter» können auch als Wasserspeicher für andere Pflanzen verwendet werden, indem man sie zerhackt und in der Erde vergräbt. Das schleimige Innere der Triebe wird bei einigen Naturvölkern als Bindemittel verwendet, um mit Lehm zu bauen. Das möchte ich auf jeden Fall mal ausprobieren. Da die Pflanze ohne Pflege auch in trockenen Gegenden gut wächst, ja richtig wuchert, wird sie neuerdings auch zur Herstellung von Bio-Gas verwendet. Als wäre das nicht schon alles cool genug, sind die Früchte auch noch super gesund. Sie sind reich an Proteinen und ungesättigten Fettsäuren. Ihr Vitamin-C-Gehalt ist verglichen mit anderen Früchten sehr hoch. Mit etwa 25 Milligramm Vitamin C tragen die stacheligen Exoten pro 100 Gramm immerhin ein Viertel zu unserem Tagesbedarf bei. Ausserdem enthalten sie Kalium, Magnesium und Kalzium sowie Vitamin E und B-Vitamine. Es ist also fast logisch, dass die Kaktusfeige Teil meines Waldgartens sein wird.

 
 

Der Anbau der Kaktusfeige ist sehr einfach, da sie über längere Zeit ohne Wasser auskommt. Die Blätter brauchen lediglich Kontakt zum Boden und treiben dann ganz von alleine neu aus. Auf meinem Grundstück befindet sich nur ein einziges Exemplar dieses Kaktus, weshalb ich mich gleich an die Vermehrung gemacht habe. Da ich keinenWasseranschluss und auch keinen Brunnen habe, bietet es sich an, den Waldgarten mit Kakteen zu starten, die ess- und nutzbar sind. Zudem ist die Kaktusfeige ein hervorragender Windschutz, da die Blätter sehr stabil sind und der Kaktus bis zu sechs Meter hoch wachsen kann.

Kaktusfeigen werden im Mittelmeerraum oft in Hecken gepflanzt, da sie einen billigen, aber effektiven Erosionsschutz bieten. Unter den Kaktus-Hecken werden die physikalischen Eigenschaften des Bodens, der Stickstoffgehalt und die organische Substanz erheblich verbessert. Die Wasserspeicherfähigkeit und -durchlässigkeit wird durch die Bepflanzung erhöht. Kaktusfeigenplantagen wirken sich auch positiv auf das Pflanzenwachstum anderer Arten aus, indem sie die Umweltbedingungen verbessern, die die Besiedlung und Entwicklung anderer Arten erleichtern. In Tunesien und Algerien wird der Kaktus mit seinem tiefen und starken Wurzelsystem verwendet, um die Sandbewegung zu verlangsamen und zu lenken und die Wiederherstellung der Bodenbedeckung zu verbessern.

 

Neues aus Scarlets Mallorca-Tagebuch

«Langsam geht mir die Geduld aus. Ich warte immer noch darauf, endlich den Kaufvertrag für das Grundstück unterschreiben zu können. Ganz nach spanischer Manier verzögert sich der Termin immer wieder von Neuem. Auch wenn ich damit gerechnet habe und ich eigentlich keine Eile habe, plagt mich die Ungewissheit. Ich möchte dieses Grundstück endlich mein Eigen nennen können und mit der Bepflanzung und Pflege beginnen. Die Mandelbäume hätten längst geschnitten werden sollen und ich hätte gerne den Weg freigeschnitten, sodass ich mich freier auf dem Grundstück bewegen kann. Zumindest den Prozessionsraupen habe ich mich schon einmal angenommen, noch bevor sie aus ihren Nestern geschlüpft sind. Die Haare der Raupen können allergische Reaktionen hervorrufen und die Raupe selbst frisst sich gerne munter durch die Pinienwälder. Ich habe alle Nester, die ich ohne Leiter erreichen konnte eingesammelt und verbrannt. Noch bin ich guter Dinge, was den Grundstückskauf betrifft und habe alles für den grossen Tag vorbereitet. Wenn jetzt alles nach Plan läuft, sollte es Mitte Mai soweit sein. Wünscht mir Glück, dass alles klappt und ich Euch nächsten Monat davon berichten kann!»

Scarlet Allenspach, Portocolom, im März 2022

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