Son Selva im April 2023

Neue Bäume

Text und Video: Scarlet Allenspach

Eigentlich sollten unsere Jungbäume ja schon längst im Boden sein, doch wie so häufig dauerte alles etwas länger als geplant. Das Pflanzen von Bäumen ist in dieser Grössenordnung und auf diesem felsigen Boden doch etwas komplizierter. Nachdem der Bagger für jeden Obstbaum mit dem Presslufthammer ein Loch ausgegraben hatte, wollten diese natürlich wieder gefüllt werden. Dafür haben wir unser Auto einmal randvoll mit Pferdemist von unseren Freunden beladen, sieben Kubikmeter Kompost beim Klärwerk bestellt und aus einem Teil des Baumschnitts Pflanzenkohle gemacht und aktiviert. Den Rest haben wir häckseln lassen, damit wir unsere Baumscheiben mit Mulch bedecken können.

Erde fruchtbar machen

Die Erde auf unserem Grundstück habe ich vor einem Jahr testen lassen und wusste daher, dass da noch viel Potenzial nach oben ist! Vor allem der extrem hohe PH-Wert von 8,13 hat mich erschreckt. Die günstigste und nachhaltigste Weise, um den Boden zu verbessern, ist der lokale Kompost vom Klärwerk. Dieser kostet bloss 3 Euro pro Kubikmeter (ohne Transport). Der Nachteil: Man muss mehrere Monate darauf warten. Da bei diesem Kompost die Gefahr besteht, dass immer noch Kolibakterien darin enthalten sind, verwenden wir den Kompost nur für unsere Bäume und nicht für Gemüse oder Kräuter. Ich bin überrascht von der Qualität des Komposts und sehr froh, dass die Lieferung noch rechtzeitig ankam! 

Zeitdruck

Nicht nur der immer näher rückende Sommer hat mich zur Eile getrieben, sondern auch meine bevorstehende Rückreise in die Schweiz! Denn im Frühling ist bei meinem Unternehmen Urbanroots Hauptsaison. Das letzte fehlende Element für unsere grosse Pflanzaktion war das Wasser. Der Tank stand bereit, doch der grosse Lastwagen, der das Wasser liefern sollte, ist zu breit und zu hoch, um unsere Einfahrtsstrasse hochzufahren, deren Pflanzensaum wir mit viel Liebe von Hand geschnitten haben.. Deshalb musste auch hier noch einmal der Minibagger einspringen. Ein paar Felsen wurden weggespitzt, ein paar Bäume mussten weichen, doch nun haben wir 20’000 Liter Wasser für unsere neuen Bäumchen! Am letzten Tag vor meiner Abreise haben wir noch husch husch 500 Meter Tröpfchenbewässerung installiert, damit mein Nachbar in meiner Abwesenheit nicht Stunden mit Giessen verbringen muss. 

30 Obstbäume und 80 heimische Pflanzen

Das Grundstück habe ich grob in drei Zonen unterteilt: Ein Teil der alten Mandelplantage wird syntropisch bepflanzt. Wir setzen also immer zwischen zwei bestehende Mandeln einen neuen Baum in die Reihe. Die Zwischenräume werden mit mediterranen Kräutern, Büschen und Stauden aufgefüllt und rundherum gut gemulcht. Der zweite Teil blieb bisher unberührt und soll nächstes Jahr nach dem Miyawaki-Prinzip bepflanzt werden. Der dritte Teil ist bereits bewaldet, jedoch mit einer recht beschränkten Artenvielfalt. Hier haben wir nun neue Sorten integriert, die zum nativen Wald gehören und bei uns fehlten. Dieser Teil dient dem Naturschutz und bleibt zukünftig möglichst unberührt.  

Die Pflanzaktion

Sobald wir Kompost und Wasser hatten, war es endlich Zeit für die grosse Pflanzaktion oder wie es in der Permakulturszene genannt wird: für den Permablitz! Freunde, Familie und fremde Permakulturbegeisterte trafen sich, um die 30 Obstbäume zu pflanzen, die Unmengen an Kompost zu verteilen und voneinander zu lernen. Natürlich gab es danach ein Picknick und einige blieben sogar bis spätabends, bis alle Bäume sicher in der Erde waren. Für mich war das ein ganz besonderer Moment, denn genau das ist mein Ziel mit diesem Projekt: Leuten die Möglichkeit geben, mehr über Permakultur zu lernen und das nicht nur in der Theorie, sondern mit beiden Händen tief in der Erde!

Scarlet Allenspach, Portocolom, im April 2023

 
 
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