Einladende Blütenteller

ACHILLEA PTARMICA_ Bertrams Schafgarbe Weiss.jpg

«Eine weisse Schnittblume, die ohne besondere Kultur ununterbrochen, ja ununterbrochen, vom Mai bis zum Winter blüht und fast zu jeder besseren Binderei sehr gut verwendbar ist», berichtet Möllers Deutsche Gärtner-Zeitung 1894 über die Gefüllte Bertramsgarbe Achillea ptarmica ’Schneeball’.

Heute würde das Urteil nicht mehr ganz so euphorisch ausfallen, da diese feuchtigkeitsliebende historische Sorte aus dem Rahmen fällt und nicht jene Vorzüge in sich vereint, die man mittlerweile an der Schafgarbe schätzt: Anspruchslosigkeit an Boden und Feuchtigkeit, gepaart mit Resistenz gegenüber sommerlicher Trockenheit. Naturgärtnerinnen und Insekten lieben deshalb die Millefolium-Sorten und Filipendulina-Züchtungen. Ihre auffälligen Blütenteller sind reich an Nektar und Pollen – und je weniger nährstoffreich der Boden ist, umso standfester sind sie. Dass die Schafgarbe wieder «en vogue» ist, verdankt sie ihrer naturhaften Ausstrahlung und ihrer Vielseitigkeit. Nicht verwunderlich, dass sie vom Bund deutscher Staudengärtner zur Staude des Jahres 2021 gekürt wurde.

Pflanzenfreund-achillea-millefolium-wiesenpflaster-IMGP9236-ch.jpg

Heilendes Wiesenpflaster

Da die Schafgarbe über die gesamte Nordhalbkugel verbreitet wächst, wird sie auch in anderen Kulturen als Heilpflanze verwendet. Die blutstillende Wirkung kannte man schon in der Antike. Der Sage nach wurde der verletzte Held Achilles durch Auflegen von Schafgarbenkraut geheilt. Tatsächlich ist es so, dass kleinere Verletzungen bei Benetzung mit Schafgarbensaft aufhören zu bluten und schnell heilen – ein hilfreiches «Wiesenpflaster», nicht nur für unterwegs.

Achillea Blatt.jpg

Tausendblatt

Der botanische Name der Wildart – Achillea mille­folium – geht auf die grazilen, fein gefiederten Blättchen zurück. Im Garten ist das Laub der Schafgarbe ebenso eine Zier wie ihre grossen Blütenteller. Als Partner für diese Strukturpflanze eignen sich Stau- den mit kerzenförmigen Blütenständen wie Agastache oder Steppensalbei sowie filigranes Schleierkraut, Astern und Prachtkerzen. Auch Sonnenhut, Blauraute und mittelhohe Gräser harmonieren gut.

Schneidet man Verblühtes nach dem ersten Flor frühzeitig ab, remontieren viele Sorten, das heisst sie blühen ein zweites Mal. Wer im Herbst die Stängel stehen lässt, bietet Insekten ein Überwinterungsquartier und kann sich bei Raureif an wunderschönen Bildern erfreuen. Da die Staude eher kurzlebig ist, teilt man sie alle drei bis vier Jahre im Frühjahr oder zeitigen Herbst.

Salbeibeet Schafgarbe.jpg

Worauf Insekten fliegen

  1. Der erste Besuch von Blüten erfolgt aufgrund genetisch fixierter Farbpräferenzen. In der Folge lernen Bienen und Schwebfliegen die Farbe mit Belohnung durch Nektar oder Pollen zu assoziieren.

  2. Zu den sogenannten «flower signals» zählt alles, was die Blüte produziert und aus der Distanz wahrgenommen werden kann, etwa Duft, Farbe, CO2 und Feuchtigkeit.

  3. Die meisten Insekten haben weniger dichte Farbrezeptoren als der Mensch. Deshalb können sie Objekte nur farbig sehen, wenn sie entweder sehr gross oder sehr nah sind.

  4. Korbblütler wie die Schafgarbe haben Kompositblüten, die zu einer funktionellen Einheit zusammengeschaltet werden, zu einer sogenannten «Pseudoblüte».

Zurück
Zurück

Pilz an südländischen Früchten

Weiter
Weiter

Wertvolle Verbündete mit schlechtem Ruf