Pilz an südländischen Früchten
Eine Frage des Klimas
Mediterrane Obstarten wie Aprikose, Pfirsich und Mandel sind nördlich der Alpen anfälliger für Krankheiten, auch Pilz. Dipl.-Ingenieur Agronom (ETHZ) Ruedi Baeschlin informiert über die Ursachen, woran man den Befall erkennt und was vorbeugend wirkt.
Text: Ruedi Baeschlin
Apoplexie der Aprikose
Damit ist das schlagartige Absterben von Aprikosenbäumen gemeint.
Erkennungsmerkmale und biologische Daten
Die Bäume treiben im Frühjahr nicht aus, oder die Blätter welken nach dem Austrieb oder im Sommer. Welkeerscheinungen beginnen manchmal an einzelnen Trieben bzw. Ästen. Diese greifen bald auf die Hauptäste und schliesslich auf den ganzen Baum über. Rinde und Holz sind am Stamm und im unteren Teil der Äste gebräunt und sterben ab.
Die Grüne für dieses plötzliche Absterben sind komplex. Die meisten sind auf eine Schwächung der Bäume zurückzuführen.
Ursachenliste
ungünstige Witterungs- und Klimaverhältnisse (extreme Temperaturschwankungen, Kälte, Frost)
ungeeignete Standort- und Bodenverhältnisse
Pflege- und Ernährungsfehler (unsachgemässer Schnitt, Stickstoffüberdüngung)
starker Kontrast der Wachstumsstärke zwischen Unterlage und Edelsorte
Bodenmüdigkeit beim Nachpflanzen auf dem gleichen Standort
Verletzungen
Befall durch Schädlinge und Pilze
Es ist anzunehmen, dass oft mehrere Faktoren zusammenkommen. Beobachtungen lassen vermuten, dass Kälterückschläge im Januar bis März grosse Schäden verursachen. So geschwächte Bäume sind sehr anfällig, und zusätzliche negative Umstände verschlimmern die Situation stark.
Vorbeugung und Massnahmen
Befallene Bäume können nicht geheilt werden und müssen sofort entfernt werden. Um Absterbeerscheinungen zu vermeiden, sind alle infrage kommenden negativen Erscheinungen, die die Vitalität der Bäume beeinträchtigen könnten, möglichst zu reduzieren (→ siehe Ursachenliste). Von einer Nachpflanzung am gleichen Standort ist abzuraten.
Kräuselkrankheit
Befallen werden vor allem gelbfleischige Pfirsichsorten, aber auch Nektarinen und Mandelbäume.
Erkennungsmerkmale und biologische Daten
Schon bald nach dem Austrieb werden blasig aufgetriebene Blätter sichtbar, die weiss-gelb bis rot verfärbt sind. Sie verdorren und fallen ab. Das Holz reift schlechter aus. Starke Gummiflussbildung. Kühle und regnerische Witterung begünstigt die Krankheit.
Vorbeugung und Massnahmen
1 bis 2 Spritzungen mit einem biologischen Kupferfungizid müssen sehr früh, noch vor dem Austrieb, erfolgen. Dies kann oft schon Ende Februar der Fall sein.
Fazit?
Bedenkt man, welche Ursachen für diese beiden Krankheitsbilder verantwortlich sind, stellt sich die Frage, ob man in unseren Breitengraden nicht besser auf diese mediterranen Obstarten verzichtet und Bäume pflanzt, die an unseren Standort und unser Klima angepasst sind.