Eine Sandlinse bauen

für bodennistende Wildbienen

Wusstest Du, dass der Grossteil der Wildbienen – nämlich fast 70% der mitteleuropäischen Arten – ihre Nester in selbst gegrabenen Gängen im Erdboden anlegen? Oder als Kuckucksbienen abhängig von bodennistenden Bienenarten sind? Da offene Bodenstellen an sonniger Lage immer seltener werden, kannst Du den Wildbienen mit einer Sandlinse ein Zuhause in Deinem Garten anbieten. Hier zeigen wir Dir, wie einfach das geht.

 

 
  1. Die beste Jahreszeit …

… für den Bau einer Sandlinse ist zwischen Oktober und Februar. Denn schon ab März beginnt die Wildbienensaison und erste Arten bauen Niströhren für ihre Brut – im Sand, aber auch in der Erde.

 

2. Hebe eine Grube …

… an einem besonnten, ebenen oder leicht abfallenden Standort aus. Die Sandlinse wird nach Südosten ausgerichtet, idealerweise mit Morgensonne. Kleine Sandlinsen sollten in Wandkiesflächen angelegt werden, damit sie nicht zuwachsen.

 

3. Experten wie Jonas Landolt …

… empfehlen, eine Sandlinse von mindestens 50 cm Tiefe, Breite und Länge zu bauen. Manche Wildbienen graben im Sand ein Gangsystem von mehreren Dutzend Zentimetern.

Häufige bodennistende Gattungen sind zum Beispiel Sandbiene, Langhornbiene, Seidenbiene, Furchenbiene und Schmalbiene.

 

4. Wildbienensand

Verwende nur speziell als Wildbienensand gekennzeichneten Sand. Anders als Spielsand enthält er auch notwendigen Lehm.

Bezugsquellen findest Du auf der Website des Vereins Natur im Siedlungsraum (NimS). Auch im Garten-Center Meier in Dürnten und im Wilden Gärtner in Zürich West kannst Du Wildbienensand kaufen.

 

5. Den Sand feststampfen,

damit ein kompakter Haufen entsteht. Das macht auch Kindern grossen Spass!

 

6. Beim Graben …

… immer Augen und Ohren offen halten. Denn in der Erde gibt es viel Spannendes zu entdecken ...

 

7. … wie diese Baby-Blindschleiche,

die sich in der Erde versteckt hat. Durch das Lockern wurde sie gestört. Natürlich haben wir sie an einen ruhigen Ort im Garten umgesiedelt, wo sie sich von ihrem Schreck erholen konnte.

 

8. Dieses Nest …

… sieht wie eine getrocknete Blume aus. Dabei ist das kunstvolle Gebilde ein Kokon der gelb-schwarz gebänderten Wespenspinne. Rund 300 Eier befinden sich in dieser Hülle.

 

9. Zum Schluss …

… den Sandhaufen nochmals feststampfen und allenfalls mit Totholz und Steinen umranden. Dafür eignet sich weisslich-verfaultes (=verpilztes) Obstholz, das Morsch- und Totholzbewohner bevorzugen. Mit Glück anzutreffen sind Holzbiene, Wald-Pelzbiene und einige Arten der Blattschneider-Biene, die sich eigene Gänge ins Totholz nagen.

 

10. Beim Gestalten …

… der Sandlinse sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Hier entsteht am Rand noch ein Unterschlupf für Igel und andere Kleintiere.

 

11. Baue Unterschlüpfe …

… aus Holz oder Steinen, die möglichst stabil und wetterfest sind.

 

12. Fertig ist das neue Zuhause …

.. für Bodennister. Wer wohl als erstes einziehen wird?

Wichtig: Rund um die Sandlinse müssen die Wildbienen genügend Pflanzennahrung vorfinden – in Form einheimischer Wildpflanzen mit einem reichhaltigen Angebot an Nektar und Pollen. Ansonsten werden sich keine der genannten Arten einfinden.

Die Top Ten der beliebtesten Wildbienen-Futterpflanzen findest Du auf der Website von Birdlife Schweiz.

 

13. Damit das neue Zuhause …

… nicht zum Katzenklo wird, verteile Rosen- oder Brombeerzweige. Deren Dornen sollten ungebetene Gäste davon abhalten, im Sand zu scharren. Hier und da kann die Sandlinse, auch Sandarium genannt, noch bepflanzt werden. Dazu eignen sich folgende Pflanzen:

  • Sedum (Mauerpfeffer)

  • Sempervivum (Hauswurz)

  • Tulipa (Wildtulpenarten)

  • Allium sphaeracephalon (Kugeliger Lauch)

  • Campanula rotundifolia (Rundblättrige Glockenblume)

  • Campanula rapunculoides (Acker-Glockenblume)

  • Potentilla verna (Frühlings-Fingerkraut)

  • Lactuca perennis (Blauer Lattich)

  • Hippocrepis comosa (Gewöhnlicher Hufeisenklee)

  • Dianthus sylvestris (Steinklee)

  • Acinos alpinus (Alpen-Steinquendel)

  • Galium verum (Echtes Labkraut)

  • Scabiosa columbaria (Tauben-Skabiose)

  • Peucedanum cervaria (Hirschwurz)

  • Epilobium dodonaei (Rosmarin-Weidenröschen)

  • Bupleurum falcatum (Sichelblättriges Hasenohr)

  • Stachys recta (Aufrechter Ziest)

  • Dianthus deltoides (Heidenelke)

  • Asperula cynanchica (Hügel-Waldmeister)

    Beachte, dass Sedum und Sempervivum einen wettergeschützten und trockenen Standort benötigen. Lass Dich im Zweifel in einer Wildstaudengärtnerei beraten.

 
 

Die Sandlinse ist unter der fachkundigen Anleitung von Jonas Landolt entstanden. Jonas ist selbstständig, arbeitet als Geschäftsführer des Vereins Natur im Siedlungsraum (NimS) sowie als Fotograf und Filmer, unter anderem für das BirdLife-Naturzentrum Neeracherried und das neue Naturzentrum Pfäffikersee.

Hier im Blog sowie auf Instagram und Facebook informieren wir Dich, sobald das Programm für Jonas’ Exkursionen 2022 steht.

Copyright Beitragsfoto: Bert Stankovski
Eine Ameise beobachtet die Furchenbiene (Lasioglossum calceatum) beim Graben ihres Erdnestes.

Zurück
Zurück

Die Wurzeln der Marshmallows

Weiter
Weiter

Das zweite Leben der Vorzeigegärten