Ein eigenes Wundheilmittel
Fichte – Picea abies
Nach dem farbenprächtigen Herbstfeuerwerk der Laubbäume bleiben die Immergrünen zurück – die Nadelbäume. In der Schweiz ist die Fichte (Picea abies) am häufigsten vertreten; im Volksmund auch Rottanne oder seltener Schwarz- oder Pechtanne genannt. Botanisch betrachtet ist die Fichte jedoch keine Tanne, sondern eben eine Fichte.
Der wissenschaftliche Name «Picea» stammt vom Lateinischen pix ab und bedeutet Pech. Denn Pech wurde in vergangener Zeit aus verschiedenen Harzen der Nadelbäume gewonnen. Als Kleb- und Abdichtungsstoff war Harz ein wichtiger Bestandteil, um zum Beispiel Schiffsrümpfe wasserundurchlässig zu machen. Wie so oft verschwimmen die Wortbedeutungen jedoch im Verlauf der Geschichte. Pech wird deshalb auch als Synonym für Harz verwendet. Und die Fichte produziert grosse Mengen davon, da sie damit Wunden am Holz verschliesst und sich so vor Krankheit schützt – mit ihrem ganz persönlichen Wundheilmittel.
Ein altbewährtes Hausmittel ist Pechsalbe: zur Wundbehandlung, zum Beruhigen geröteter und gereizter Haut sowie zur Unterstützung beim Herausziehen von Splittern. Manch einer empfiehlt sie sogar zur Schmerzlinderung von rheumatischen Gelenken.
Rezept Pechsalbe
ca. 20 g Fichtenharz (oder Harze von Lärche, Tanne oder Kiefer)
10 g Bienenwachs
50 ml Basisöl (zum Beispiel Mandel- oder Olivenöl)
das Fichtenharz in einem kleinen Gefäss im Wasserbad schmelzen
ist das Harz verunreinigt, kann es durch ein Sieb gegeben werden
langsam, unter Rühren, Öl und Bienenwachs zum Harz geben
alles im Wasserbad sorgfältig rühren, bis das Wachs geschmolzen ist
flüssige Salbe in kleine Glastöpfe giessen und offen aushärten lassen, eventuell mit Haushaltspapier abdecken, um den Einflug von Fremdkörpern zu verhindern
fertige Pechsalbe verschliessen und beschriften; haltbar ist sie ca. 6 bis 12 Monate.
Variation
Zur Unterstützung der Wundheilung und zur Hautpflege kann Lavendelöl zugegeben werden. Dafür ca. 30 Tropfen in die noch flüssige, aber nicht mehr heisse Salbe (30 bis 35 Grad) rühren. Die Konsistenz der Salbe wird dadurch weicher.
Zum Räuchern
Ausgehärtetes Harz, auch Waldweihrauch genannt, kann zum Räuchern verwendet werden. Dafür wird es zerkleinert und auf Räucherkohle gestreut. Für ein Harz ist der Duft mild und trägt dennoch weit. Er wirkt kräftigend, stimuliert das Immunsystem und bringt innere Ruhe.
Über das Sammeln von Harzen
Gefällte Bäume sind am besten geeignet, um Baumharze zu sammeln, da aus ihnen oft viel Harz austritt. Von lebenden Bäumen nur Harztropfen ernten, welche bei der Baumwundpflege überschüssig waren und an der Rinde heruntergeflossen sind.
*) Galenik ist die Lehre von der Zusammensetzung und Zubereitung bzw. Herstellung von Arzneimitteln.