Altes Hebammenwissen
Hirtentäschel – Capsella bursa-pastoris
Text und Illustration: Giovina Nicolai
Das Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris) ist ein Kulturfolger des Menschen und unterdessen fast weltweit vorkommend. Es wächst an Wegrändern, Äckern wie auch auf Schuttplätzen und ist (ausser im tiefen Winter) immerblühend anzutreffen. Dabei sind die kleinen weissen Blüten unscheinbar, ist es doch der Samenstand, der auffallend ist – mit den typischen verkehrt herzförmigen Schötchen. Diesen Fruchtständen verdankt es auch seinen Namen, da die Form an die mittelalterlichen, pelzigen Umhängetaschen von Hirten erinnert.
Anwendungsmöglichkeiten
Für die äusserliche Anwendung werden 3-5 g des getrockneten Krautes mit 150 ml kochendem Wasser übergossen und 15 Minuten ziehen gelassen. Eine Gaze mit diesem Extrakt getränkt, kann zur Blutstillung bei kleinen Wunden oder Nasenbluten eingesetzt werden, zum Beispiel für Umschläge.
Als Tee wird die Pflanze meist mit weiteren Heilkräutern kombiniert, da Hirtentäschel-Tee kulinarisch äusserst anspruchsvoll ist. Typische Kombinationspflanzen sind Frauenmantelblätter, Schafgarbenkraut und Brennnesselblätter – alles Pflanzen, welche einen Einfluss auf die Menstruation haben.
Hirtentäschel-Extrakte müssen jeweils frisch zubereitet werden, da sich die wirkungsbestimmenden Inhaltstoffe in wässriger (Tee) oder wässrig-alkoholischer Lösung (Tinktur) abbauen können.
Während das ausgewachsene Kraut als kulinarischer Tee nicht geeignet ist, schmeckt die noch junge Blattrosette durchaus. Geerntet werden die Blätter bevor der Blütenstand austreibt, ansonsten werden die Blätter bitter. Sie eignen sich als Beigabe zum Salat oder zu Blattgemüse, der Geschmack erinnert an Kresse oder entfernt an Meerrettich.
*) Galenik ist die Lehre von der Zusammensetzung und Zubereitung bzw. Herstellung von Arzneimitteln.