Hypericum perforatum

Herstellung von Johanniskraut-Rotöl

Text und Illustration: Giovina Nicolai

 
 

Das Echte Johanniskraut (Hypericum perforatum) soll der Sage nach dem Teufel den Weg hinunter auf die Erde versperrt haben. Dadurch wurde dieser so wütend, dass er mit seinem Dreizack die Blätter des Johanniskrauts zerstach. Die «Wunden» an den Blättern sieht man heute noch, was der Pflanze den Beinamen «perforatum», also zerlöchert gab. Botanisch sind dies die Ölzellen, die ein hautpflegendes, ätherisches rotes Öl enthalten.

Während der Tee aus dem blühenden Kraut gegen nervöse Unruhe und leichte Schlafstörungen wirkt, werden hochkonzentrierte Extrakte bei Ängsten und leichten bis mittelschweren Depressionen eingesetzt.

 

Bild: Mauritius Images

 

Herstellung von Johanniskraut-Rotöl

Vom frischen Kraut von Hypericum perforatum werden die obersten 10 cm der Triebspitzen geerntet. Somit sind grüne Samenkapseln, Blüten, Knospen und Blätter enthalten. Jedes Pflanzenorgan enthält ein etwas anderes Wirkstoffprofil; zusammen ergeben sie das beste Rotöl.

Für das Auszugsöl wird klassisch Sonnenblumenöl verwendet, um die Sonnensymbolik abzurunden. Alternativ empfiehlt die Literatur auch Olivenöl oder Mandelöl. Alle drei eignen sich gut für kleine Ansatzmengen, welche relativ schnell aufgebraucht werden. Ihr Nachteil ist die Instabilität bei starker Sonnenbestrahlung. Entsprechend eignen sich lichtstabile Öle wie Jojobaöl. Bereits ein kleiner Anteil von Jojobaöl in einem anderen Öl kann die Stabilität erhöhen.

 

Bild: Mauritius Images

 

Vorgehen

Ein sauberes Glasgefäss wird zu zwei Dritteln mit feingeschnittenen Triebspitzen befüllt. Anschliessend wird das Pflanzengut mit Öl übergossen, wobei man alle Pflanzenteile damit überdeckt.

Die ersten drei bis vier Tage wird nur ein Gazetuch über die Öffnung gespannt, damit allfälliges Wasser entweichen kann. Danach das Glas mit einem dichten Deckel verschliessen.

Während der gesamten Ziehzeit von vier Wochen steht das Glas an einem sonnigen, warmen Ort. Dabei ist zu beachten, dass an einem heissen Sommertag mit direkter Sonneneinstrahlung zu hohe Temperaturen im Glas entstehen können. An solchen Tagen sollte das Glas an einen schattigeren Ort gestellt werden.

Hat sich nach der Ziehzeit das Öl rot verfärbt, kann es filtriert, in ein dunkles Glas abgefüllt und beschriftet werden.

Rotöl wirkt wundheilend, entzündungshemmend und antimikrobiotisch. Somit eignet es sich gut bei irritierter, geröteter Haut, bei leichten Sonnenbränden sowie allgemein zur Pflege der Haut. Entsprechend lässt es sich ideal als Grundlage für die Weiterverarbeitung nutzen, wie zum Beispiel für Massageöle, Salben und Cremes. Traditionell wird es auch bei Gelenkschmerzen, oft in Kombination mit anderen Kräutern, eingerieben.

 

Bild: Mauritius Images

 

Das ausführliche Porträt über das Johanniskraut (Hypericum perforatum) findest Du in der Juni-Ausgabe 2024 vom Pflanzenfreund.

 

«Pflanzen in ihrem natürlichen Umfeld und mit allen Sinnen kennen zu lernen»…

…ist ein Anliegen von Giovina Nicolai, Drogistin und Galenikerin*. Auf ihrer Website Pflanzenlabor in Oberburg (BE) gibt es dazu verschiedene Angebote wie Workshops und monatliche Pflanzenpäckli.

*) Galenik ist die Lehre von der Zusammensetzung und Zubereitung bzw. Herstellung von Arzneimitteln.

 
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