Flusskrebse für das Chrebsächerli

Steinkrebse im Sihlwald ausgewildert

Am 21. September wurden im Sihlwald 40 Steinkrebse ausgesetzt. Diese einheimische Flusskrebsart ist stark gefährdet. Mit dem Wiederansiedlungsprojekt leistet die Stiftung Wildnispark Zürich einen Beitrag zur Förderung der Biodiversität in der Schweiz.

Bilder/Video: Wildnispark Zürich, Mirella Wepf

 

Flusskrebse spielen im Ökosystem Wasser eine wichtige Rolle.

 

Flusskrebse waren früher in der Schweiz weit verbreitet. Doch mittlerweile stehen die vier einheimischen Arten stark unter Druck. 2011 lancierte der Bund den «Aktionsplan Flusskrebse Schweiz». Dieser schlägt verschiedene Massnahmen zum Schutz der einheimischen Flusskrebsarten vor. Dazu gehören unter anderem Ansiedlungen und Wiederansiedlungen in geeigneten Gewässern.

Dies mit gutem Grund: Flusskrebse spielen im Ökosystem Wasser eine wichtige Rolle. Als Allesfresser bauen sie beispielsweise abgestorbene Pflanzen oder Überreste toter Fische ab. Zudem dienen sie zahlreichen Tieren als Nahrung, so etwa grösseren Fischen wie dem Hecht, aber auch Füchsen, Fischottern, Mardern oder Reihern.

 

Am Auswilderungsanlass waren über 40 Mitglieder des Fördervereins Wildnispark Zürich präsent.

 

Steinkrebse für das Chrebsächerli

Der Umweltingenieur Marc Furrer von der ZHAW analysierte 2022 das Lebensraumpotenzial für Flusskrebse im Nordwesten des Sihlwald. Dort befindet sich auch das Gebiet Chrebsächerli. Dieser Flurname deutet daraufhin, dass hier früher Flusskrebse vorkamen. Furrer fand im untersuchten Gebiet keine Krebspopulationen mehr vor. Doch der Tomenrainbach, der oberhalb des Chrebsächerli entspringt, eignet sich aus seiner Sicht als Lebensraum für eine Wiederansiedlung von Stein- und Dohlenkrebsen.

 

Dank seiner naturnahen Ufer und dem vielen Totholz eignet sich der Tomenrainbach als Lebensraum für Flusskrebse.

 

Seltene einheimische Arten fördern

Am Nachmittag des 21. Septembers war es dann endlich so weit: 40 adulte Steinkrebse wurden im Chräbsächerli ausgewildert. Sie stammen aus Spenderbächen der Region Zimmerberg.

«Der Steinkrebs ist die kleinste europäische Flusskrebsart. Er besiedelt Fliessgewässer mit steinigem Untergrund, die frei von organischen Abwässern sind, und findet deshalb im Sihlwald gute Bedingungen», erklärt Karin Hindenlang Clerc, Geschäftsführerin der Stiftung Wildnispark Zürich. «In der streng geschützten Kernzone des Wildnispark Zürich Sihlwald soll der Mensch heute keinen Einfluss mehr auf die Natur nehmen», so die Biologin, «doch die Naturerlebniszone weist an verschiedenen Orten noch grosses Potenzial auf, um seltene Tier- und Pflanzenarten zu fördern. Diese Chance nutzen wir.»

 

Am Nachmittag des 21. Septembers wurden 40 adulte Steinkrebse im Chräbsächerli ausgewildert.

 

Für den Transfer der Krebse war Rolf Schatz besorgt, Präsident des Naturschutzvereins Sihltal und Spezialist für Flusskrebse. Er hat bereits mehrere Wiederansiedlungsprojekte von Flusskrebsen begleitet: «Wir müssen uns auch für Arten engagieren, die auf den ersten Blick vielleicht nicht sehr herzig aussehen.» Flusskrebse seien ein wichtiger Indikator für die gute Qualität eines Gewässers. Dann fügt er an: «Flusskrebse sind dickköpfig und stur, das gefällt mir an ihnen.»

Die Wiederansiedlung im Sihlwald dauert insgesamt vier Jahre. Von 2024 bis 2026 werden jeweils im Herbst Flusskrebse eingesetzt. 2028 erfolgt eine Schlusskontrolle.

Anlass zur Freude hat auch Harald Huber, Präsident des Fördervereins Wildnispark Zürich, der mittlerweile über 600 Mitglieder zählt. Der Förderverein engagiert sich für die Steinkrebse: Er sammelt Spendengelder und hilft aktiv bei der Wiederansiedlung mit. Am Auswilderungsanlass waren über 40 Mitglieder präsent. Weitere Spenden für das Projekt sind willkommen.

 
 

Die vier einheimischen Flusskrebse

Lebensraumverlust und invasive Arten machen den vier einheimischen Flusskrebsarten das Überleben schwer. Der mehrheitlich in Stillgewässern lebende Edelkrebs ist gefährdet, Steinkrebs und Dohlenkrebs, die Bäche und Flüsse bevorzugen, sind stark gefährdet. Der im Kanton Graubünden und im Tessin beheimatete italienische Dohlenkrebs ist sogar vom Aussterben bedroht.

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