Geheime Gärten
Inhaltsverzeichnis
PHÄNOLOGISCHER KALENDER
Der Garten und Zeigerpflanzen im Winter
SAISONTIPPS
Die Natur in der Winterpause
Heilpflanze: Zaubernuss
PORTRÄT
Szenenwechsel: Vielfalt im Vollzug
INSPIRATIONEN
Auf Entdeckungsreise
WISSEN
Interview: Auf der Suche nach Puzzleteilen
Wusstest Du? Unsichtbare Gärten
Fauna im Fokus: Der Dachs
UNTERWEGS
Grünes Ensemble fürs Theater
Ein Dachgarten, der verbindet
Die versteckten Gärten des Bekaa-Tals
ENGAGEMENT
Das Labyrinth
KOLUMNE
Hort der Geheimnisse
STANDPUNKT
Geheime Gärten gibt es nicht (mehr)
GRÜNE AGENDA
online
EDITORIAL
Rückzugsorte schaffen
Liebe Leserin, lieber Leser
An einem eisig kalten Abend, im letzten Winter, bin ich auf dem Nachhauseweg einem sichtlich ausgehungerten Igel begegnet. Obwohl es schon dunkel war, sah ich, dass er sich schwerfällig über die Quartierstrasse schleppte und sich unter einem parkierten Auto verkroch. Da es für diese Jahreszeit untypisch ist, einem Igel zu begegnen, musste er entweder krank, verletzt oder seines Unterschlupfes beraubt worden sein. Mit Handschuhen packte ich das dünne, stachlige Tier und trug es in den nächsten Garten. Kurzerhand klingelte ich bei den Gartenbesitzern und fragte, ob sie für den sichtlich angeschlagenen Igel eine Transportschachtel hätten. Mein Plan war es, das Tier sofort zur Kontrolle in die nahe gelegene Igelstation zu bringen. Leider kam es anders. Denn, zwischen Igelrettung und dem Klingeln an der Türe, machte sich der Igel aus dem Staub. Obwohl die Gartenbesitzerin sofort eine Taschenlampe brachte und wir noch eine Weile nach ihm suchten, blieb die Suche erfolglos.
Noch am gleichen Abend nahm ich mit dem Igelzentrum Kontakt auf. Man riet mir, dem Tier Futter und Wasser in den Garten zu stellen. Als ich am nächsten Morgen in den Garten der Nachbarn zurückkehrte, eröffnete sich mir ein wunderbarer wilder Naturgarten. Obwohl ich jeden Tag an diesem Haus vorbeifahre, hätte ich hinter den Hecken niemals ein solches Gartenparadies vermutet. Der naturnahe Umschwung bietet allerlei Strukturen wie Totholz, Ast- und Laubhaufen sowie verschiedenste Unterschlupfmöglichkeiten. Kein Wunder, dass der Igel am Vorabend nicht mehr auffindbar war! Noch drei weitere Tage beobachtete die nette Nachbarin die Futterstelle in ihrem Garten, in der Hoffnung, dass der Igel vom Geschmack des Futters angezogen würde und man ihn einfangen könnte. Leider haben wir den Igel nie mehr gesehen.
So hoffen wir, dass er die kalte Jahreszeit überlebt hat und sich ein warmes Plätzchen zum Überwintern in diesem versteckten Paradies sichern konnte. In diesem Sinne wünsche ich mir, dass möglichst viele Gartenbesitzer*innen Rückzugsorte nicht nur für sich selbst, sondern auch für Tiere schaffen.
Ich wünsche Dir eine ruhige und besinnliche Weihnachtszeit und viel Freude bei der Lektüre.
Deine Tanja Keller,
Chefredaktorin