Dschungelfeeling

Blattschmuck für
die Schattenseite

Text: Carmen Hocker, Bilder: Carmen Hocker und Alois Leute


© Carmen Hocker

 

Den Weg zum Haus gehen wir fast täglich, manchmal mehrmals am Tag. Grund genug, den Vor­garten so zu gestalten, dass wir ihn gerne durchqueren. Anstatt nur schnell über graue Platten zu huschen, könnten wir uns an den sich wandelnden Pflanzenbildern erfreuen. Da der Eingang oft auf der Nordseite liegt, sind die Son­nenstunden zwar gezählt. Er­ reicht die Sonne zumindest am Morgen und am Abend die Beete, gibt es jedoch eine ganze Palette an Pflanzen, die dort gedeihen. Wie wäre es, wenn wir einmal mit den Bildern einer exotisch­ subtropischen Üppigkeit spielen würden, wie sie für die Monsun­wälder Südostasiens typisch sind? Die Frage stellt sich, mit welchen robusten, winterharten Pflanzenarten man diese Stim­mung bei uns erzeugen kann. Klar ist, dass die dominierende Farbe Grün ist. Damit es interes­ sant wird, kommen verschiedene Nuancen ins Spiel: von Gelbgrün über Dunkelgrün bis hin zu Blau­ grün. Neben der Farbe sind die Texturen des Laubs von Bedeu­tung, von samtig­weich bis wach­sig-­glänzend. Und nicht zu ver­gessen, die Laubformen! Gerade bei Schattenstauden spricht man oft von Blattschmuckstauden, da ihr Laub nicht selten ausdrucks­stärker ist als ihre Blüten.

Damit die monochrome Gestaltung interessant wird, kommen verschiedene Grüntöne ins Spiel.
 

© Alois Leute

 

Urwälder in Ost und West

 

Ein Bergwald in Südost­-China

Die nebelfeuchte Luft und die benetzten Blattoberflächen steigern optisch die Intensität der Grüntöne. Eine Besonder­heit ist, wie sich die dortigen Gehölz­ und Staudenarten morphologisch an die klimati­schen Bedingungen und die ge­ringe Sonneneinstrahlung im Unterholz angepasst haben. Teilweise haben sie besonders grosses, dünnes Laub, teilwei­se wachsig-­glänzendes festes mit langgezogenen Blattspit­zen, beispielsweise Cornus kousa, Magnolia und Hosta. Diese sogenannten Träufelspitzen tragen zusammen mit wachs­artigen Oberflächen und ver­tieften Blattadern dazu bei, dass Regenwasser schnell und kontrolliert abläuft.

 

© mauritius images

Ein Märchenwald in den USA

Im Olympic National Park – einem UNESCO-­Weltnaturerbe – im Westen des Bundesstaates Washington gibt es einen Regenwald der gemässigten Klima­zone, der buchstäblich zauberhaft anmutet: den Hoh National Rainforest. Hier wachsen Farne, grossblättrige Stauden, und die Bäume sind mit Moosen überzogen. Kein Wunder, dass die Produzenten des Fantasy­Films «Twilight» diese natürliche Kulisse für Filmaufnahmen entdeckt haben.

 

Alois Leute

Nach seiner Lehre als Zierpflanzengärtner ab­solvierte er ein Studium der Freiraumplanung an der Fachhochschule Wei­henstephan (D). Aktuell arbeitet der Landschafts­architekt und Pflanzen­spezialist bei Salathé Rentzel Garten­kultur in Oberwil (BL).

 

Ein Schmuckstück von Vorgarten

Mit diesen Kompositionen lassen sich auch in unseren Breitengra­den Bilder schaffen, die an die Fruchtbarkeit eines Dschungels er­innern. Pflanzenspezialist Alois Leute empfiehlt, die Planung «von oben» zu beginnen, mit der Auswahl der Gehölze. Anschlies­send wählt man die Stauden für den Unterwuchs, mit einem An­ teil an Immergrünen als Strukturgeber. Wer sich gerne mit wem vergesellschaftet, zeigen diese Beispiele.

 

Frühlingsduftblüte Osmanthus burkwoodii, Rotschleierfarn Dryopteris erythrosora, Hängepolster­ Glockenblume Campanula poscharskyana 'E. H. Frost' (© Alois Leute)

 

Himmels­bambus Nandina domestica, Funkie Hosta 'Halcyon', El­fenblume Epimedium-­Hybride, Japan­-Goldbandgras Hakonechloa macra 'Aureola' (© Alois Leute)

 

Funkie Hosta 'Halcyon', Japani­scher Regenbogen­farn Athyrium nipponicum, Kauka­sus­Vergissmein­nicht Brunnera macrophylla 'Mr. Morse' (© Alois Leute)

 

Purpurglöckchen Heuchera 'Obsidian', Mandelblättrige Purpur­-Wolfsmilch Euphorbia amygdaloides v. purpurea, Elfenblume Epimedium-Hybride, Weissrandige Segge Carex foliosissima 'Icedance' (© Alois Leute)

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