Binding Preis für Biodiversität 2024

Tessiner Bürgerbewegung ausgezeichnet

Der höchstdotierte Preis für Biodiversität in der Schweiz geht an den Verein Cittadini per il Territorio. Ihm ist es gelungen, im dicht besiedelten Mendrisiotto innert zehn Jahren aus vergessenen Naturflächen inmitten von Auto- und Eisenbahn, Industrie- und Wohngebieten ein beliebtes Naherholungsgebiet zu schaffen. Der Park folgt dem Flusslauf des Laveggio und ist heute Lebensader für Menschen und Natur.

 

In den Flussauen, dem Übergangsbereich zwischen Flussbett und Landschaft, ist die Artenvielfalt besonders gross. Dank der Errichtung des Parks sind diese wertvollen Gebiete nun dauerhaft geschützt.

Bild: Stefanie Würsch

 

Ein lückenloses grünblaues Band, das sich von Stabio nahe der italienischen Grenze bis zur Mündung in den Luganersee in Riva San Vitale führt: Das ist der Parco del Laveggio. Dass Erholungssuchende hier abwechselnd durch Industrie- und Wohngebiete, offene Landschaften und Naturschutzgebiete schlendern und vielleicht das Bachneunauge, den Italienischen Springfrosch oder die Europäische Sumpfschildkröte entdecken können, ist dem Einsatz engagierter Bürgerinnen und Bürger zu verdanken: den Cittadini per il Territorio. Zehn Jahre ist es her, dass sie sich mit einer Unterschriftensammlung erfolgreich gegen die Pläne des Kantons wehrten, die vorsahen, eine weitere artenreiche Feuchtwiese einem Bauvorhaben zu opfern. Das Grenzgebiet zu Italien ist durch verschiedene Infrastrukturen bereits stark unter Druck: Neben Industrie- und Logistikbetrieben, Einkaufszentren, Landwirtschaftsflächen und einem dichten Strassen- und Schienennetz reduziert sich die Natur auf Restflächen – viele davon entlang des Laveggio.

 

Wo der renaturierte Flusslauf unter der Autobahn hindurchführt, ist ein Aufenthaltsort für die Bevölkerung entstanden.

Bild: Stefanie Würsch

 

Am 18. April haben die Projektverantwortlichen der Jury und der Geschäftsstelle der Sophie und Karl Binding Stiftung einen Einblick in den Parco del Laveggio gegeben.

Foto: Plan Biodivers

 

Eine Fläche von 5.4 Millionen Quadratmetern

Der Verein wollte sich aber nicht nur gegen ein Projekt stellen, sondern selbst die Initiative ergreifen und proaktiv die Flächen entlang des gesamten Laveggio aufwerten und zugänglich machen. Innovative junge Planer sowie verschiedene Fachexpertinnen wurden ins Boot geholt und der Kontakt mit den Gemeinden und dem Kanton gesucht. Nach jahrelanger Überzeugungsarbeit und einer aufwendigen Fundraising-Kampagne zur Beschaffung der notwendigen finanziellen Mittel entstand Stück für Stück ein durchgängiger Weg entlang des Laveggio. Am Projekt waren zahlreiche Verbände mit unterschiedlichen Interessen und Empfindlichkeiten beteiligt. Gemeinsam mit dem WWF und weiteren Naturschutzorganisationen wurde eine Fläche von 5.4 Millionen Quadratmetern in drei Gemeinden aufgewertet und teilweise unter Schutz gestellt.

 

Europäische Sumpfschildkröte

Bild: Andreas Meyer/karch

 

Noch mehr Bäume und Büsche

Kurz bevor er in den Luganersee mündet, fliesst der Laveggio streng kanalisiert durch Riva San Vitale. Hier gibt es für die Gemeinden, den Kanton und die Cittadini per il Territorio noch einiges zu tun. Zum einen plant der Kanton eine grosse Revitalisierung. Zum anderen wird der Verein die Preissumme von Fr. 100'000.- des Binding Preis für Biodiversität einsetzen, um Massnahmen zur Biodiversitätsförderung anzugehen. Dazu will er weitere Bäume und Büsche pflanzen, sodass das Gewässer besser beschattet wird und Rückzugsorte für die Wasserlebewesen entstehen.

 

Italienischer Springfrosch

Bild: Heidi Jost

 

Wasser bedeutet Leben

Jahrzehnte lang hat man alles darangesetzt, Wasser so rasch wie möglich aus Städten und Dörfern wegzuleiten. Doch mit dem spürbaren Klimawandel steigt das Bewusstsein dafür, wie wichtig Gewässer und deren Ufer für die Natur und damit für das menschliche Wohlbefinden sind. Das Thema des diesjährigen Binding Preises für Biodiversität lautet daher «Wasser und grünblaue Lebensräume» im Siedlungsgebiet. Von insgesamt 28 eingereichten Projekten hat der Parco del Laveggio die Jury am meisten überzeugt und im Juni 2024 den Verein «Cittadini per il Territorio» mit dem Hauptpreis im Wert von 100'000 Franken ausgezeichnet.

 

Wiesen, die regelmässig überfluten, sind selten geworden. Hier leben spezielle Pflanzengemeinschaften; diverse Tierarten nutzen sie als Kinderstube.

Bild: Stefanie Würsch

 

 

Pflanzenfreund-Schwerpunkt: «Wasser im Garten»

Auch die Juni-Ausgabe des Pflanzenfreunds widmete ihren Schwerpunkt dem Thema Wasser. Darin haben wir Fragen wie: «Schwitzen Pflanzen eigentlich?», «Wie lässt sich unter wüstenähnlichen Bedingungen Wasser ‹einfangen›?» oder «Wie gehe ich bewusst mit dem Element Wasser in meinem Garten um?» beantwortet. Ausserdem stellen wir darin den Gewinnergarten unseres «Wasser-im-Garten»-Wettbewerbs vor.

Unter diesem Link kann die Ausgabe bestellt werden:

Zurück
Zurück

Das Grüne Heupferd

Weiter
Weiter

Son Selva im Juli 2024