Dünger und Düngerinnen
Texte: Nicole Häfliger
Eine kurze Geschichte des Düngens I
Mit den ersten sesshaften Steinzeitmenschen und ihrem gezielten Getreide- und Gemüseanbau begann auch die Geschichte des Düngens; mussten doch die mit der Ernte entnommenen Nährstoffe dem Boden wieder zugeführt werden. Die älteste Methode, der Wanderfeldbau, war wenig nachhaltig: Durch Brandrodung wurden Felder urbar gemacht und mit Asche vorgedüngt, nach zwei oder drei Ernten war der Boden aber erschöpft.* Wollte man dasselbe Feld über längere Zeit bestellen, bedurfte es weiterer Hilfsmittel. Wer keinen Nil und dessen Schlamm zur Hand hatte, griff auf tierische und menschliche Exkremente, Ernterückstände, Gründüngung und wiederholte Brachlegung zurück. Ab dem Mittelalter jedoch nahmen Missernten und Hungersnöte zu. Nachdem Alchemisten erfolglos nach einer künstlichen Möglichkeit der Ertragssteigerung gesucht hatten, gelang es Chemikern im 19. Jahrhundert, die Voraussetzungen für die Herstellung von Kunstdünger zu schaffen. Der bekannteste Wegbereiter unter diesen ist ein gewisser Herr namens Liebig.
*Ab dem 15. Jh. stand in Europa die nutzlose Vernichtung von Brennholz unter Strafe, in den Tropen ist diese Bodennutzungsart bis heute weit verbreitet.
«Liebigs» Minimumgesetz
Auch das nach ihm benannte Minimumgesetz ist nur eine Weiter-führung. Entdeckt wurde es 1828 von Carl Sprengel und besagt:
Hat eine Pflanze zu wenig Licht, bringt es nichts, ihr mehr Wasser oder Dünger zu geben. Mangelt es ihr an Kalium, dann braucht sie Kalium. Gibt man ihr gutgemeint einen Volldünger, wird der Boden dadurch nur überdüngt. Schlimmer noch: Laut dem Optimumgesetz (Wollny & Liebscher 1877), nimmt die Produktivität einer Pflanze ab, sobald das Optimum aller Ressourcen unter- oder aber auch überschritten wird.
Eine kurze Geschichte des Düngens II
All die neuen Kenntnisse schützten nicht davor, dass in der zweiten Hälfte des 20. Jhs. der Einsatz von Kunstdünger und Pestiziden, die stets weiter ausgebaute Monokulturlandwirtschaft und Massentierhaltung zu verarmten, erodierten und zugleich heillos überdüngten Böden führten. Was man dagegen tun könnte, versuchten Wissenschaftler schon Anfang des Jahrhunderts aufzuzeigen. Zum Beispiel der Botaniker und Mikrobiologe Francé, der Entdecker des Edaphons – des Bodenlebens in seiner Gesamtheit – oder seine Frau, die österreichische Bodenbiologin:
Buchtipp:
Annie Francé-Harrar
Die letzte Chance für eine Zukunft ohne Not
700 Seiten, BTQ-Eigenverlag 2012
(Originalausgabe 1950)
Das Buch kann auf der Website der Gesellschaft für Boden, Technik, Qualität BTQ e.V. gekauft oder als PDF kostenlos heruntergeladen werden.