Der lange Weg, weg vom Plastiktopf

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Erwin Meier-Honegger ist Co-Geschäftsleiter der Firma Ernst Meier AG, Gärtner und setzt sich leidenschaftlich für seinen Berufsstand ein. Er ist international in zahlreichen Gremien aktiv und pflegt einen kritischen Blick auf seine Branche. In seinen Artikeln und Kommentaren nimmt er kein Blatt vor den Mund.

«Um einen relevanten ökologischen Vorteil zu erreichen, muss statt der Wiederverwertung die Wiederverwendung möglich sein.»


Der Gartenbau ist eine unsägliche «Plastikschleuder»: Jede Pflanze kommt im Plastiktopf. Ironischerweise mag zwar der Inhalt des Topfes umweltfreundlich sein, die Herstellung und Entsorgung der jährlich hunderttausenden von Töpfen ist jedoch alles andere als das.

Die Branche sucht den Ausweg in recyclingfähigen Kulturtöpfen aus Kunststoff. Ziel ist es, durch Kunststoffwiederverwertung den Rohstoffkreislauf zu schliessen. Der Werkstoff der Kulturtöpfe wird in der Abfallsortierung identifiziert und kann dadurch für die Gewinnung von neuem PCR-Granulat (Post-Consumer-Recycled-Kunststoff) wiederverwendet werden.

Diese Wiederverwertung ist natürlich ein löblicher Schritt, der von involvierten Marketingabteilungen als ökologische Meisterleistung hochgejubelt wird. Die Ressourcen, die weiterhin für den Kreislauf dieser Einmalverwendung investiert werden müssen, heben jedoch die meisten ökologischen Vorteile auf.

Um einen relevanten ökologischen Vorteil zu erreichen, muss statt der Wiederverwertung die Wiederverwendung möglich sein. Quasi ähnlich wie bei den Pfandflaschen aus Glas. Ich bezweifle jedoch, dass sich ein Pfandsystem bei Kulturtöpfen durchsetzen kann. Daher liegt die Lösung meiner Ansicht nach bei einem Kulturtopf, der die Gärtnerei nicht verlässt und dort mehrmals wiederverwendet wird. Sobald die Pflanze die Gärtnerei zum Verkaufspunkt verlässt, muss sie in ein temporäres Gebinde umgetopft werden. Letzteres muss aus lokalen Ressourcen mit dem geringstmöglichen Energieaufwand hergestellt werden.

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Copyright: Creaholic

Silberstreifen am Horizont

Diesbezüglich gibt es endlich einen Silberstreifen am Horizont. Mitten im Trubel des Corona-Sommers 2020 bin ich auf das Projekt eines Experten für nachhaltige Verpackungen aufmerksam geworden, welcher an der Entwicklung von Trinkgefässen aus nahezu unverarbeitetem Schweizer Holz forscht. Sein Problem ist es, die «Holzbecher» nachhaltig wasserdicht zu bekommen. Mein spontaner Gedanke war, dass ein Becher für Kaffee «to-go» und ein Verkaufstopf für Pflanzen sehr ähnlich sind, mit dem Unterschied, dass letzterer nicht wasserdicht sein darf.

Zusammen mit dem Know-how-Träger der Holzlösung und seinem Team der Bieler Denkfabrik Creaholic sind erste Prototypen entstanden, die wir nun testen. Noch gibt es beachtliche Hürden, um eine praktikable und allseits akzeptable Lösung zu finden, die wirklich nachhaltiger ist als das Bestehende.

Ironie der Geschichte

Falls es jedoch dereinst gelingen würde, wäre es eine Ironie der Geschichte, dass mein kleines Projekt weg vom «single use»-Plastik von jemandem unterstützt wird, dessen Erfolg auf einem legendären Plastikprodukt gründet. Anfang der Achtzigerjahre entwickelte der Uhrmacheringenieur Elmar Mock im Auftrag der Schweizer Manufaktur ETA in Grenchen zusammen mit einem Kollegen ein neues Herstellungsverfahren. Dieses ermöglichte, eine Uhr aus Plastik –statt aus Metall – herzustellen. Mock gilt seither als einer der Erfinder der Swatch und gründete 1986, nach dem Ausscheiden bei Swatch, die Denkfabrik Creaholic.

Indem er damals mit Konventionen brach, gab er der Welt nicht nur ein Kultobjekt. Er gründete auch ein erfolgreiches Unternehmen mit dem Geschäftszweck, Erfindungen auf den Weg zu bringen. Wie wäre es doch ein schönes Ende der Geschichte, wenn seine Verbindung von Erfindungsreichtum mit Unternehmertum in meinem Berufsalltag einen Ausweg aus dem Plastikdilemma aufzeigen würde.

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Nicht einfach, aber machbar

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