Zauberhaft verhext
Holunder
In der Mythologie steht der Holunder für Fruchtbarkeit, als Wächter der Ahnen und als Tor zur Unterwelt. Traditionell gilt der Holunder als Schutzbaum der Familie, als Hausapotheke – und ist noch in vielen ländlichen Regionen anzutreffen. Gefällt wurde ein Holunder nur, nachdem man ihn um Erlaubnis gebeten hatte, üblicherweise mit den Worten:
Auch der mächtigste Zauberstab in Harry Potter besteht aus Holunderholz. Im Englischen wird der Baum auch «Eldermother» genannt. Ein passender Name, wie ich finde, steht 'Elder' doch für Holunder sowie für ältere, weise Menschen. Nicht selten soll die Dorfhexe seelisch mit einem Baum verbunden gewesen sein. Und schnitt man ungefragt einen Holunderzweig von ihm ab, verlor die mit ihm verbundene Hexe einen Finger…
Ganz pragmatisch besagt ein englisches Sprichwort, dass der Sommer erst beginnt, wenn der Holunder blüht und aufhört, wenn die Beeren reif sind:
Dieses Jahr scheint er mir schnell gekommen zu sein, der Spätsommer – lasst uns die restlichen Sonnentage noch geniessen! Und zur Vorbereitung auf die kalte Jahreszeit kann bereits ein Holunderbeeren-Elixier hergestellt werden.
Volksmedizinisch wird Holunderbeerensaft zur Stärkung des Abwehrsystems eingesetzt – und das Schöne daran: Er ist auch noch fein. Fruchtig mit wenig Säure und wunderschön in der Farbe.
Wenn der Holunder die Beeren tief trägt, ernte ich die Beeren direkt vom Baum, ohne die Rispen abzuknipsen. In einer Hand eine Schale unter die Rispe halten, mit der anderen Hand die Beeren abstreifen. So bleiben immer noch genügend am Baum zum Nachreifen und zum Naschen für die Vögel.
Rezept Holunderbeerenelixier
1/2 l Holunderbeeren, vom Stiel befreit
Wasser
250 g Zucker
die Holunderbeeren in eine Pfanne geben und knapp mit Wasser bedecken
aufkochen und 15 Minuten zugedeckt weiterkochen lassen
durch ein Passevite oder Ähnliches geben, um den Saft mit Mark (ohne Samen) zu gewinnen
5 dl Saft mit 250 g Zucker erneut aufkochen, bis der Zucker geschmolzen ist
heiss abfüllen
Zum Trinken mit heissem Wasser verdünnen – und am besten eingehüllt in eine Kuscheldecke auf dem Balkon oder im Garten geniessen. Ein Spritzer Zitronensaft passt auch dazu.
Kleiner Bruder Zwergholunder
Wusstest Du, dass der Schwarze Holunder (Sambucus nigra) einen kleinen Bruder hat? Den übel riechenden, giftigen Zwergholunder (Sambucus ebulus). Dieser wird auch Stinkholunder genannt und macht seinem Namen alle Ehre. Selbst mit verstopfter Nase nimmt man seinen üblen Geruch noch wahr. Und giftig ist er auch! Kennt man ihn einmal, ist er gut vom Schwarzen Holunder zu unterscheiden. Der Zwergholunder spriesst jedes Jahr neu aus der Erde und hat dadurch eine ganz andere Wuchsform. Die Blütezeit wie auch die Beerenreife ist später. Die Blüten haben rosa Staubfäden, was die ganze Rispe rosa erscheinen lässt. Die Beeren stehen zur Reife aufrecht nach oben, beim schwarzen Holunder hängen sie nach unten.
…und schlussendlich ist die Nase unfehlbar…
*) Galenik ist die Lehre von der Zusammensetzung und Zubereitung bzw. Herstellung von Arzneimitteln.