Basis für Teemischungen

Basis für Teemischungen

 
Bald werden sie sich entfalten – die jungen, noch zusammengefalteten Blätter der Brombeeren.

Bald werden sie sich entfalten – die jungen, noch zusammengefalteten Blätter der Brombeeren.

Dabei sind die Blätter vielleicht nicht ihr herausragendstes Merkmal, werden sie doch für ihre süssen Beeren geliebt – und für ihre dominanten, mit Stacheln bewehrten Ranken auch von Manchen gehasst.

Bei näherer Betrachtung offenbaren die Blätter der Brombeere (Rubus fruticosus) Faszinierendes.

 
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Im Tee ist ihr Geschmack sehr dezent, die Blätter voluminös, meist bestachelt und behaart.
 

Giovina Nicolai, Drogistin und Galenikerin*, erklärt, warum Brombeerblätter sich so gut für Teemischungen eignen:

  1. Ihre haarig-bestachelten Blätter halten die verschiedenen anderen Pflanzenteile zusammen, vor allem wenn der Tee selbst gemischt wird, sprich mit grossen und kleinen, schweren und leichten Pflanzenteilen.

  2. Auch das geschmackliche «Entmischen» beugen sie vor. Durch seine Milde sticht das Brombeerblatt nicht hervor und bildet so eine harmonisierende Basis für die Geschmacksvielfalt einer Teemischung.

  3. Wie bei vielen Wildkräutern können sich auch Gerbstoffe im Tee lösen. Vor allem, wenn er zu lange zieht oder wenn alte Blätter geerntet wurden. Dann hat er einen zusammenziehenden, austrocknenden Effekt im Mund. Im traditionellen Hausgebrauch nutzt man diese Eigenschaft, um aus fermentierten Blättern eine Art «Schwarztee» herzustellen. Geschmacklich kommt er dem klassischen Schwarztee sehr nahe, enthält jedoch kein Koffein.

Herstellung eines «europäischen Schwarztees»

  • Die gewaschenen, noch feuchten Blätter grob schneiden und mit dem Wallholz quetschen.

  • Anschliessend in ein Küchentuch wickeln und für 2-3 Tage in einem Gefäss, möglichst ohne Luft, aufbewahren. Ideal bei einer Temperatur von 25-30 Grad.

  • Während dieser Zeit findet die Fermentation statt. Der Geschmack ändert sich und die Blätter verfärben sich dunkel.

  • Um Schimmelbildung zu vermeiden, werden die Blätter spätestens nach 3 Tagen ausgepackt, gut gelüftet und schnell getrocknet; zum Beispiel mit einem Trocknungsgerät oder bei maximal 40 Grad im Backofen.

  • Die trockenen Blätter sind dunkel, zerbröseln leicht in der Hand und was das Wichtigste ist: Sie ergeben einen feinen Tee, weshalb er eigentlich einen eigenständigen Namen verdient hätte…

Übrigens spielen die Brombeerblätter auch in der europäischen Rauchertradition eine wichtige Rolle, da sie als Basispflanze für Kräutertabakmischungen verwendet wurden. Die Brombeerblätter sollen das Glimmverhalten einer solchen Zigarette verbessern. Der Rauch ist wahrscheinlich auch hier nicht gesund – aber immerhin ohne Nikotin.

«Pflanzen in ihrem natürlichen Umfeld und mit allen Sinnen kennen zu lernen»,

ist ein Anliegen von Giovina Nicolai, Drogistin und Galenikerin. Auf ihrer Website Pflanzenlabor in Oberburg (BE) gibt es dazu verschiedene Angebote wie Workshops und monatliche Pflanzenpäckli.

*) Galenik ist die Lehre von der Zusammensetzung und Zubereitung bzw. Herstellung von Arzneimitteln.

 
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