Geschenke jäten

Sommergold-Eistee

Text und Illustration: Giovina Nicolai

Im 17. Jahrhundert hat der königliche Gärtner John Tradescant von einer Reise in die britischen Kolonien in Virginia (USA) neue Gartenpflanzen nach England gebracht. Nebst Aster und Phlox auch die Kanadische Goldrute (Solidago canadensis). Als spätblühende Zierpflanze wurde sie sehr geschätzt [...]

Wofür die Kanadische Goldrute heute wohl am bekanntesten ist? Für ihre Fähigkeit, sich dominant und flächendeckend auszubreiten. Wo vor mehreren Jahren noch Krautsäume und Pionierpflanzen standen, kann heute ein Goldrutenmeer sein. Um die Vielfalt dieser Flächen zu erhalten, werden unzählige Stunden darin investiert, die invasive gebietsfremde Goldrute zu jäten. Die anfallende Biomasse wird verbrannt oder heisskompostiert, um eine Vermehrung durch Wurzelstücke oder Samen zu verhindern.

John Tradescant hat uns, nebst seiner Sammlung an Kuriositäten (welche sich im Ashmolean Museum in Oxford befinden) ein nachhaltig wirkendes «Geschenk» mit dieser Goldrute gemacht. Und da frage ich mich: Was wäre, wenn wir die Kanadische Goldrute beim Jäten wirklich als Geschenk betrachten würden? Wären die investierten Jätstunden nicht viel freudiger getan, wenn wir aus dem Gejäteten einen durstlöschenden Eistee zubereiteten?

Sommergold-Eistee

Ein Getränk zur Nutzung der invasiven Goldruten*. Für ca 1.5 l Eistee werden benötigt:

  • 1.5 l Wasser

  • 2 Blütenstände einer invasiven Goldrutenart*

  • 2 EL Zucker

  • 1 Zitrone, Saft davon

    * Zu den invasiven Goldruten gehören die Kanadische Goldrute (Solidago canadensis) sowie die Spätblühende Goldrute (Solidago gigantea) und deren Hybriden.

Anleitung

  • Zu Beginn des Jäteinsatzes mehrere Blütenstände abschneiden und in einen Topf mit heissem Wasser geben.

  • Während 5 bis 10 Minuten weiter jäten, danach zum Topf zurückgehen und den Tee absieben.

  • Die Blüten kommen zum Jätgut für die Entsorgung. Dem Tee wird Zucker zugefügt und gerührt, bis sich dieser aufgelöst hat.

  • Den gesüssten Tee zugedeckt in den Schatten stellen und abkühlen zu lassen. Währenddessen fleissig jäten.

  • Nach getaner Arbeit, den abgekühlten Tee mit Zitronensaft abschmecken.

  • Dieser sonnengelbe Eistee schmeckt von lauwarm bis eiskalt und ist ein wunderbares Getränk, nach einem schweisstreibenden Jäteinsatz.

 

Das ausführliche Porträt über die Kanadische Goldrute findest Du in der September-Ausgabe 2023.

 

«Pflanzen in ihrem natürlichen Umfeld und mit allen Sinnen kennen zu lernen»…

…ist ein Anliegen von Giovina Nicolai, Drogistin und Galenikerin*. Auf ihrer Website Pflanzenlabor in Oberburg (BE) gibt es dazu verschiedene Angebote wie Workshops und monatliche Pflanzenpäckli.

*) Galenik ist die Lehre von der Zusammensetzung und Zubereitung bzw. Herstellung von Arzneimitteln.

 
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