Von Pflanzenzucht bis Gentechnik
Inhaltsverzeichnis
INSPIRATION
A walk on the wild side
PHÄNOLOGISCHER KALENDER
Vollfrühling
GARTENTIPPS
Hallo Frühling, schön, dich zu sehen!
Fokus: Einjährige Sommerblumen
GABYS NATURBEOBACHTUNGEN
Delikates von der Buche und gefiederte Durchreisende
HEILPFLANZE
Schafgarbe
WISSEN
Wilde Vorfahren
Sammeln, auslesen & verändern
Schöne neue Zierpflanzenwelt
ESSAY
Der Fluch der Zuchtbanane
INTERVIEW
«Das Ziel muss immer die Schonung des Naturkapitals sein»
ENGAGEMENT
Der Anfang war ein Sonntagsausflug
KOLUMNE
Anemohne und Tulzissen
WUSSTEN SIE?
Die Sorge mit dem Sortenschutz
FAUNA IM FOKUS
Ein wahrer Goldjunge!
SZENENWECHSEL
Eine Königin der anderen Art
STANDPUNKT
Schwarz oder Weiss
GRÜNE AGENDA
online
EDITORIAL
Vorurteile überdenken
Liebe Leserin, lieber Leser
In meinem Garten ist es in der Nacht dunkel. Dies ist mir wichtig, denn ich weiss, dass künstliche Lichtquellen Tiere stören, ja sogar vertreiben und Pflanzen in ihrem Wachstum hindern oder verändern können. Was aber passiert, wenn wir zum Beispiel Neuzüchtungen von fluoreszierenden Petunien in Blumenkästen pflanzen? Ist das ein Risiko für Fauna und Flora? Hätte dieses künstlich erzeugte Leuchten auch im Verlauf der natürlichen Evolution entstehen können?
Auch frage ich mich, wie unser Gemüse in 100 Jahren aussieht, wenn weiter gezüchtet, gekreuzt und genetisch eingegriffen wird. Ist das, was wir heute im Supermarkt oder im Hofladen kaufen, überhaupt natürlich und vertretbar? Bananen zum Beispiel wurden über Jahrhunderte zu dem gezüchtet, was sie heute sind: identische, in Monokulturen angebaute Klone. Bei den Kohlarten gehen wir ganz selbstverständlich davon aus, dass sie seit jeher hier wachsen, in genau der Form, die wir heute sehen. Weit gefehlt, denn gezüchtet wurde schon vor tausenden von Jahren. Den Form- und Variantenreichtum des Kohls gab es früher nicht.
Braucht unsere Gesellschaft künstlich gefärbte Zimmerpflanzen oder solche, die durch Züchtung eine einmalige, nie dagewesene Form aufweisen? Die Käufer und Sammler solcher Pflanzen geben ein Vermögen für spezielle Züchtungen aus. Sie finden, es braucht sie unbedingt. Würdest Du das auch bei genmanipuliertem Gemüse befürworten und solches kaufen?
Ich kann mir das im Moment noch nicht vorstellen. Andererseits, wenn dadurch Schwachstellen eliminiert oder bei einigen Kulturen Pilzresistenzen eingebaut werden – und somit kein Gift mehr gespritzt werden muss – vielleicht doch. Haben wir eine Wahl?
Ich finde, in erster Linie haben wir eine Chance. Nämlich die, uns den Vorurteilen zu stellen und gewisse Techniken neu zu überdenken. Das wäre doch ein wichtiger Anfang.
Deine Chefredaktorin
Tanja Keller