Von Pflanzenzucht bis Gentechnik

Titelblatt der Ausgabe 04/2024

Inhaltsverzeichnis

INSPIRATION
A walk on the wild side

PHÄNOLOGISCHER KALENDER
Vollfrühling

GARTENTIPPS
Hallo Frühling, schön, dich zu sehen!
Fokus: Einjährige Sommerblumen

GABYS NATURBEOBACHTUNGEN
Delikates von der Buche und gefiederte Durchreisende

HEILPFLANZE
Schafgarbe

WISSEN
Wilde Vorfahren
Sammeln, auslesen & verändern
Schöne neue Zierpflanzenwelt

ESSAY
Der Fluch der Zuchtbanane

INTERVIEW
«Das Ziel muss immer die Schonung des Naturkapitals sein»

ENGAGEMENT
Der Anfang war ein Sonntagsausflug

KOLUMNE
Anemohne und Tulzissen

WUSSTEN SIE?
Die Sorge mit dem Sortenschutz

FAUNA IM FOKUS
Ein wahrer Goldjunge!

SZENENWECHSEL
Eine Königin der anderen Art

STANDPUNKT
Schwarz oder Weiss

GRÜNE AGENDA
online


EDITORIAL

Vorurteile überdenken

 

Liebe Leserin, lieber Leser

In meinem Garten ist es in der Nacht dunkel. Dies ist mir wichtig, denn ich weiss, dass künstliche Lichtquellen Tiere stören, ja sogar vertreiben und Pflanzen in ihrem Wachstum hindern oder verändern können. Was aber passiert, wenn wir zum Beispiel Neuzüchtungen von fluoreszierenden Petunien in Blumenkästen pflanzen? Ist das ein Risiko für Fauna und Flora? Hätte dieses künstlich erzeugte Leuchten auch im Verlauf der natürlichen Evolution entstehen können?

Auch frage ich mich, wie unser Gemüse in 100 Jahren aussieht, wenn weiter gezüchtet, gekreuzt und genetisch eingegriffen wird. Ist das, was wir heute im Supermarkt oder im Hofladen kaufen, überhaupt natürlich und vertretbar? Bananen zum Beispiel wurden über Jahrhunderte zu dem gezüchtet, was sie heute sind: identische, in Monokulturen angebaute Klone. Bei den Kohlarten gehen wir ganz selbstverständlich davon aus, dass sie seit jeher hier wachsen, in genau der Form, die wir heute sehen. Weit gefehlt, denn gezüchtet wurde schon vor tausenden von Jahren. Den Form- und Variantenreichtum des Kohls gab es früher nicht.

Braucht unsere Gesellschaft künstlich gefärbte Zimmerpflanzen oder solche, die durch Züchtung eine einmalige, nie dagewesene Form aufweisen? Die Käufer und Sammler solcher Pflanzen geben ein Vermögen für spezielle Züchtungen aus. Sie finden, es braucht sie unbedingt. Würdest Du das auch bei genmanipuliertem Gemüse befürworten und solches kaufen?

Ich kann mir das im Moment noch nicht vorstellen. Andererseits, wenn dadurch Schwachstellen eliminiert oder bei einigen Kulturen Pilzresistenzen eingebaut werden – und somit kein Gift mehr gespritzt werden muss – vielleicht doch. Haben wir eine Wahl?

Ich finde, in erster Linie haben wir eine Chance. Nämlich die, uns den Vorurteilen zu stellen und gewisse Techniken neu zu überdenken. Das wäre doch ein wichtiger Anfang. 

Deine Chefredaktorin

Tanja Keller

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