Phänologischer Kalender

Blütenwunder im Winter

Text: Dani Pelagatti, Tanja Keller, Illustrationen: bunterhund.ch

 

Christrose

Die Christrose (Helleborus niger)

Sie wird auch Schneerose genannt – und beide Namen deuten es an: Sie blüht im Schnee bzw. teilweise zur Weihnachtszeit und ist somit eine der Ausnahmen im Garten. Wild kommt sie in der Schweiz praktisch nur im südlichen Tessin vor. Dies im Gegensatz zu ihrer etwas unscheinbareren Verwandten, der Stinkenden Nieswurz (Helleborus foetidus), die im Jurabogen und der Genferseeregion relativ weit verbreitet ist – und ebenfalls im Winter blüht.Verglichen mit den anderen phänologischen Jahreszeiten ist der Winter lang: Im Schweizer Mittelland ca. von Anfang November bis Mitte Februar. In dieser ganzen Zeitspanne kann auch die Christrose blühen, Hauptblütezeit ist jedoch Ende Winter bis in den Erstfrühling. Im Handel werden zahlreiche Sorten vorgetrieben vor Weihnachten angeboten. Diese können nach der Blüte in der Stube an einen halbschattigen, nicht zu feuchten, humosen Ort im Garten gepflanzt werden. Bis sie sich etabliert haben und zuverlässig blühen, kann es jedoch mehrere Jahre dauern. Dann aber freuen sich an einem warmen Wintertag die früh fliegenden Insekten über Nektar und Pollen, den die Christrosen anbieten.

Zaubernuss

Zaubernuss (Hamemelis x intermedia)

Das Ende des Winters zeigt neben der Christrose auch die blühende Zaubernuss an. Der botanische Name Hamamelis stammt von den griechischen Wörtern hama = zur gleichen Zeit und melon = Frucht ab, was heisst, dass Blüte und Frucht gleichzeitig am Strauch zu sehen sind. Die Früchte bleiben fast ein Jahr am Strauch bis zur Reife. Im Spätsommer bis Herbst vom nächsten Jahr, springt die Frucht im oberen Teil auf und schleudert ihre Samen meterweit von sich. Bei Minustemperaturen rollen sich die feinen Blütenblättchen ein und überstehen problemlos grosse Kälte.

 

Hasel

Hasel

Der Hasel blüht erst nach einem Kältereiz. Kommt dieser schon im Dezember und ist es dann wieder wärmer, beginnt die Blüte und leutet den Vorfrühling ein. Unser bekanntester Frühblüher ist der Haselstrauch (Corylus avellana). Er wächst in der Schweiz mit Ausnahme der alpinen Stufe nahezu überall und ist somit eines der verbreitetsten Gehölze, mit wenig Ansprüchen an den Lebensraum. Nicht nur seine Anspruchslosigkeit, auch sein schneller Wuchs tragen zu seinem Erfolg bei. Und machen ihn zu einem problemlosen Gartenstrauch, der uns im Herbst mit wohlschmeckenden Früchten versorgt. Schon seit Jahrtausenden sind die fettreichen Nüsse beliebt, sie wurden bereits im Mesolithikum, noch vor der Sesshaftwerdung der Menschen, in grossem Umfang gesammelt und geröstet.

Um Haselnüsse zu bilden, muss aber zuerst geblüht werden. Der Haselstrauch bringt sowohl weibliche als auch männliche Blüten hervor. Die männlichen sind in langen hängenden Kätzchen angeordnet und fallen an den laublosen Zweigen schon von weitem auf, vor allem, wenn sie aufgeblüht sind und ihren Pollen dem Wind übergeben. Dieser trägt die Pollenkörnchen zu den auf den ersten Blick unscheinbareren weiblichen Blüten, deren leuchtendrote Narben als kecker Schopf aus der Knospe ragen. Da lohnt es sich, genauer hinzuschauen.

 
 
 

Dies sind zwei Auszüge aus den Pflanzenfreund-Ausgaben Nr. 10/2023 und Nr. 10/2024

Unter diesem Link ist das Phänologische Handbuch bestellbar:

 
Zurück
Zurück

Schluss. Punkt.

Weiter
Weiter

Meilensteine der letzten Jahre