Schluss. Punkt.
Standpunkt
Tief beeindruckt und mit allergrösstem Respekt blicke ich zurück auf das Schaffen des Pflanzenfreund- Teams. Die vielen Jahre der leidenschaftlichen Zusammenarbeit waren für mich enorm bereichernd und ich verneige mich vor dem Engagement des gesamten Teams. 2017 hatten wir uns (über)mutig auf den gemeinsamen Weg begeben, die ökologische Transformation des Mutterhauses – die Ernst Meier AG – mittels eines aufmüpfigen Mediums zu befeuern.
Es war unser Ziel, die vielfältigen Zusammenhänge in der Pflanzenwelt so interessant aufzubereiten, dass der Aufwand von einem Abonnementsmodell getragen werden kann und uns damit die Unabhängigkeit von ökologisch fragwürdigen Sachzwängen ermöglicht. Ganz nebenbei hatten wir den Anspruch, ein über 100-jähriges Traditionsmedium in eine sinnvolle Zukunft zu überführen. In der Betriebswirtschaftslehre wird ein solches Vorgehen als dualer Innovationsprozess beschrieben. Dem erfolgreichen etablierten Geschäftsmodell eines Unternehmens wird dabei ein konkurrenzierendes frisches Konzept zur Seite gestellt. Anfänglich wird es vom bestehenden Wertschöpfungsmodell getragen, bis es sich so weit entwickelt, dass es selbsttragend Mehrwert generieren kann. In den Lehrbüchern sind die damit einhergehenden Konflikte zwischen Bestehendem und Neuem hinreichend dokumentiert. Das Pflanzenfreund-Team hat diese zäh ertragen, und die Motivation ist selten, und jeweils höchstens kurzfristig, abhandengekommen.
Zu gross war die Überzeugung, das Richtige zu tun – besonders auch zur Stärkung und Weiterentwicklung der Gesamtunternehmung. Letztere hat nun entschieden, die Zuwendungen einzustellen. Zu gross wurde die Skepsis, dass das gedruckte Medium angesichts der neusten Entwicklungen ein nachhaltiges Geschäftsmodell ermöglichen würde. Gleichzeitig scheint die ökologische Transformation intern mittlerweile etabliert sowie weiterführend durch gesetzliche Rahmenbedingen vorweggenommen. So gesehen hat der Pflanzenfreund sein Ziel erreicht und seine Schuldigkeit getan.
Das ist jedoch lediglich die halbe Wahrheit. Der sich abzeichnende Aufwand zur Bereitstellung einer digitalen Infrastruktur entzieht anderweitig die Ressourcen. So dokumentiert die Einstellung des Pflanzenfreunds als abonnierte Zeitschrift eine Zäsur, welche in absehbarer Zeit auch andere Bereiche des Unternehmens betreffen könnte. Wir durchleben eine herausfordernde Zeit mit dem Niedergang traditioneller Medien und der gleichzeitigen Entwicklung rund um KI.
Herzlichen Dank an alle Kolleginnen vom Pflanzenfreund-Team sowie an Sie, sehr geehrte Leserin und geehrter Leser. Es war eine grossartige gemeinsame Zeit, auf welche ich in grosser Dankbarkeit zurückblicke. Wer weiss, vielleicht mag etwas Neues, Eigenständiges aus der Asche des alten Pflanzenfreunds entstehen. Das jetzige Team bleibt kreativ sowie motiviert und kann auf meine Unterstützung zählen.
Erwin Meier-Honegger, Verleger und Co-Geschäftsleiter der Ernst Meier AG