Wie ein gedeckter Tisch

Wilde Möhre – Daucus carota

Die Rüebliwurzel deckt unzählige Tische – ist sie doch das meistgegessene Gemüse in der Schweiz. Auch das junge Rüeblikraut kommt – in ressourcenorientierter Küche – immer häufiger auf den Tisch. Nebst dem kulinarischen und nährenden Wert, werden ihm auch gesundheitsfördernde Eigenschaften zugeschrieben, wie die präventive Wirkung gegen Krebs. Dies gilt für das Wilde Rüebli (Daucus carota) wie auch für dessen Nachkommen, die Gartenrüebli.

 
 

Ernte

Daucus carota ist eine weit verbreitete Pflanze, welche von manchen als Unkraut empfunden wird. Auf Böden mit vielen Engerlingen, kann sie leicht Überhand nehmen. Denn Engerlinge meiden das Wilde Rüebli, so dass es anderen Pflanzen gegenüber im Vorteil ist und dominant werden kann.

Geerntet werden kann es auf solchen Flächen entsprechend grosszügig. Dabei sollten aber nicht die Insekten vergessen werden, welche im nestförmigen Samenstand Schutz finden. Beim Ernten der Samenstände bitte zuerst schauen, ob die Nest-Wohnung leer ist.

 


Wie bei allen Wildpflanzen sollte eine sichere Bestimmung der Pflanze gemacht werden, um die Verwechslung mit giftigen Pflanzen zu vermeiden. In der Familie der Doldenblütler gibt es unter anderem sehr giftige Vertreter wie den Schierling.

Medizin & Nahrung

Im alten Ägypten benutzte man Honig als entzündungshemmendes Mittel und – kombiniert mit Essig – als heilsames, erfrischendes Getränk. Auch der griechische Arzt Dioskurides verabreichte im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung Oxymel – eine Extraktionsbasis, welche lange vergessen war und heute wieder an Bekanntheit gewinnt. Vielleicht, weil sie ermöglicht, Pflanzen alkoholfrei zu extrahieren. Essig und Honig lösen eine Vielzahl an Wirkstoffen aus Pflanzen und wirken zugleich konservierend. Ein Oxymel mit Rüeblisamen ist ein feines und gutes Hausmittel für eine Sommerkur, um die zentrierenden, glücklich machenden Eigenschaften des Rüebli zu feiern.

 
pflanzenfreund-pflanzenlabor-oxymel

Oxymel-Rezept

3 Teile flüssiger Bio-Honig

1 Teil Bio-Apfelessig

Rüeblisamen

  • ein Schraubglas bis zur Hälfte mit der Honig-Essig-Mischung füllen

  • bis 2 cm unter den Rand mit abgepflückten Rüeblisamen auffüllen

  • gut rühren, damit alle Samen mit dem Oxymel bedeckt sind

  • 3 Wochen bei Raumtemperatur ziehen lassen, regelmässig kontrollieren, ob alle Samen bedeckt sind, um Schimmelbildung zu vermeiden

  • nach der Reifezeit durch Absieben die Samen entfernen und das Oxymel in eine Flasche füllen

Im Kühlschrank ca. 6 Monate haltbar. Als Kur kann das Oxymel mehrmals täglich teelöffelweise eingenommen werden. In Wasser oder Saft gelöst, eignet es sich auch als erfrischendes Getränk.

 

Ein ausführliches Pflanzenporträt findest Du in unserer Printausgabe vom Februar 2022.

«Pflanzen in ihrem natürlichen Umfeld und mit allen Sinnen kennen zu lernen»…

…ist ein Anliegen von Giovina Nicolai, Drogistin und Galenikerin. Auf ihrer Website Pflanzenlabor in Oberburg (BE) gibt es dazu verschiedene Angebote wie Workshops und monatliche Pflanzenpäckli.

*) Galenik ist die Lehre von der Zusammensetzung und Zubereitung bzw. Herstellung von Arzneimitteln.

 
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