Gewinnergarten Wettbewerb 2024
And the winner is ….
Melanie Fercher aus Ulmiz FR hat die Pflanzenfreund-Jury beim Wettbewerb zum Thema «Wasser im Garten» überzeugt: Ihr Biotop beweist, dass es auch auf kleinem Raum möglich ist, Wasser in den Garten zu integrieren – zudem ist so ein Lebensraum sowohl für wasser- als auch trockenheitsliebende Tiere und Pflanzen entstanden. Der Pflanzenfreund hat mit der glücklichen Gewinnerin ein Interview geführt.
Interview: Sandra Weber, Bilder: zVg
Frau Fercher, Ihr Garten war vorher schon naturnah und wildromantisch. Woher kam der Wunsch nach einer Veränderung?
Da ich früher als Naturheilpraktikerin tätig war, hatte ich verschiedene Heilpflanzen, welche ich zu Salben und Tinkturen verarbeitete. Auf vielen dieser Pflanzen konnte ich Schmetterlinge und Wildbienen beobachten, was mich immer sehr gefreut hat. Darum wollte ich noch mehr Kleinstrukturen im Garten schaffen, welche die Insektenvielfalt fördern.
Welche Strukturen sind im neu gestalteten Garten anzutreffen?
Die Gartenmitte kennzeichnet jetzt eine Kräuterspirale, die mein Mann im Trockenmauerbau selbst erstellt hat. Am hinteren Ende des Gartens haben wir für Vögel und Insekten eine Wildobst- und Beerenhecke gepflanzt. Unsere Gemüse- und Heilpflanzenbeete bekamen eine neue Einfassung, wir haben Totholz- und Steinhaufen sowie ein Igelhaus gebaut und Vogelnistkästen aufgehängt. Ein Kiesplatz mit Feuerschale ist unser neuer Lieblingsplatz am Abend. Herzstück des Gartens aber ist der kleine Teich. Wasser war etwas, was wir für die Tiere, aber auch für uns unbedingt im Garten haben wollten. Wir waren aber etwas unsicher, wie wir das realisieren könnten, weil wir nicht ein riesiges Loch graben wollten – ich wünschte mir ja auch noch genug Platz für Pflanzen. Da hat unsere Naturgartenbauerin Astrid Fasel ein kleines Biotop vorgeschlagen, welches Feucht- und Trockenstandort gleichzeitig ist.
Wie funktioniert das?
Im Herbst 21 wurde beim Aushub des Teichs die Humusschicht rundherum abgetragen – wir haben sie für die Gemüsebeete und die Heckenzone verwendet – und mit Wandkies aufgefüllt. So ist um den Teich herum ein trockener, durchlässiger, nährstoffarmer Lebensraum entstanden, an dem aber eine Vielzahl an einheimischen insektenfreundlichen Wildstauden gedeiht, wie Küchenschelle, Mohn, Natternkopf, Färberkamille, Wilde Karde und verschiedene Thymianarten. Im Teich und am Teichrand wachsen hingegen Pflanzen, die gern nasse Füsse haben, zum Beispiel der Froschlöffel und der Tannenwedel, die helfen, das Wasser sauber zu halten, Sumpf-Schwertlilien, Blut- Weiderich, Sumpf-Dotterblumen, Teufelsabbiss, Teichenzian und Kleiner Rohrkolben. Dieses Jahr werde ich erstmals im Herbst die Pflanzen etwas reduzieren müssen.
Trocknet der Teich im Sommer aus?
Wir konnten den Teich an unsere eigene Quelle anschliessen. So können wir ihn an heissen Sommertagen nach Bedarf auffüllen und das Wasser bleibt frisch. Algen hatten wir auch noch nie. Wir lieben unseren kleinen Teich und konnten schon im ersten Frühling nach dem Bau die ersten Frösche und Molche beobachten. Auch Libellen waren sofort da. Vögel wie Spatzen, Amseln und Meisen nützen ihn zum Trinken und Baden und wir sehen nun auch mehr Fledermäuse.
Konnten Sie auch an anderen Stellen im Garten mehr Tiere beobachten?
Ich habe in der Wildhecke extra für die Raupen des Zitronenfalters einen Faulbaum gesetzt. Diesen Früh- ling konnte ich tatsächlich mehr Zitronenfalter im Garten beobachten. Vielleicht liegt es ja wirklich am Faulbaum! Hinter der Hecke habe ich die Zaunrübe gepflanzt, eine Kletterpflanze, welche für die Zaunrüben-Sandbiene lebensnotwendig ist – und entdeckte die Biene schon im gleichen Jahr. Und mit Reseden konnte ich die Reseden-Maskenbienen locken. Dafür scheint unser Sandarium nicht so beliebt zu sein.
Was ist ein Sandarium?
Das ist eine trockene, geschützte Stelle, an der erdbrütende Wildbienen ihre Gänge bauen können. Rund 75 Prozent unserer Wildbienenarten nisten nämlich im Boden. Mein Mann hat dafür eine Holzkiste gebaut, die ich mit lehmhaltigem Sand gefüllt habe. Sie steht an der Südseite des Hauses unter dem Dach und ist gegen Katzen mit dornigen Ästen abgedeckt – also alles nach «Vorschrift» – trotzdem tut sich da auch nach zwei Jahren leider nur wenig. Unsere Wildbienen-Nisthilfen aus Holz werden viel fleissiger besucht.
Haben Ihre zwei Kinder nicht reklamiert, dass ihnen der Platz zum Fussballspielen fehlt?
Nein, gar nicht. Sie haben einzig gesagt, dass wir ein Plätzchen belassen sollen, wo sie im Sommer ihr Zelt aufstellen können. Es war uns wichtig, die Jungs bei der Neugestaltung einzubeziehen. Beide haben beim Bauen, Schaufeln und Pflanzen fleissig mitgeholfen. Sie sitzen gern auf den Steinen am Teich und beobachten die Molche oder die Wildbienen beim Einund Ausfliegen aus dem Wildbienenhaus.
Haben Sie noch weitere Pläne für den Garten?
Wir sind sehr zufrieden, wie er sich entwickelt hat. Er ist unsere Oase, unser kleines Paradies. Einzig mehr Platz für noch mehr Wildstauden wäre toll. Und dann ist da noch so ein Wunsch von mir – nämlich den, Menschen mit meiner Freude an Wildbienen und Schmetterlingen anzustecken und aufzuzeigen, wie einfach es ist, sie mit Pflanzen und Kleinstrukturen in den Garten zu holen. Darum freut es mich sehr, dass mein Garten nun im Pflanzenfreund gezeigt wird. Vielleicht werde ich ja irgendwann auch Kurse zu diesen Themen anbieten …